In Deutschland bestimmten zuletzt zwar mal naive Facebook-Live-Videos oder mal unvorsichtige Friseurbesuche die Schlagzeilen rund um König Fußball. Global generierte jedoch vor allem der deutsche Corona-Pioniergeist mit Hygienekonzept und Geisterspielen sehr viel Aufmerksamkeit verbunden mit lautem Applaus. Die deutsche Lösung als Vorbild für die Wiederbelebung des weltweiten Sports. Die Floskel, aus der Krise gestärkt heraus zu gehen, schien für den deutschen Profi-Fußball durchaus realistisch. Der sehr wahrscheinliche Wechsel von Timo Werner zum FC Chelsea versetzt dieser Hoffnung erst einmal einen Dämpfer.
Dass einer der besten Spieler der Liga eben jene Liga verlässt, sendet kein gutes Signal für die Leistungsstärke der Bundesliga nach Corona.
Liegt es wirklich am Preis, dass Werner nicht weiter in seinem Heimatland auf Torejagd gehen will? An die 60 Millionen Euro soll er kosten. Würde damit der teuerste deutsche Spieler werden. Noch vor Mesut Özil (2013 zu Arsenal London) und Leroy Sané (2016 zu Manchester City), die für 50 Millionen ihren Arbeitgeber gewechselt haben.
Aber bekommt man einen Stürmer für weniger Geld, der inzwischen seit mehreren Jahren seine Klasse auf höchstem Niveau bewiesen hat? Der FC Bayern hat allein für einen verletzten Verteidiger schon 20 Millionen Euro mehr ausgegeben.
Der Fall erinnert an Toni Kroos. Er hat München 2014 nicht nur, aber auch verlassen, weil ihm die Wertschätzung gefehlt hat. Übrigens war Kroos bei seinem Abschied aus der Bundesliga genauso alt wie Werner heute – 24 Jahre. Mit den besten Fußballer-Jahren vor sich. Werner und Kross – sie wirken wie zwei Propheten, die im eigenen Fußball-Land nicht so viel gelten wie in der internationalen Wahrnehmung.
In England überschlagen sich die Medien in Vorfreude auf den neuen Chelsea-Stürmer. Sie sehen in Werner das fehlende Puzzlestück, welches den Club von der Stamford Bridge in Europa wieder nach vorne schießt. Zudem scheint die Premier League nach ihrem beschlossenen Re-Start zum 17. Juni wieder voll anzugreifen. Mehr Zurückhaltung durch die Pandemie ist nicht auszumachen.
Die Bundesliga droht schneller als gedacht, wieder ins zweite Glied zu rücken.
Daniel.Mueksch@ovb.net