München – Wenn gefühlte drei Viertel der Redezeit in der 1860-Presserunde aufs Konto von Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel gehen und sich der nebenan sitzende Trainer Michael Köllner zwischendurch scherzhaft schlafen legt, dann weiß der Beobachter, was die Stunde geschlagen hat: Es geht mal wieder ums Ganze bei den Löwen, um eine erfolgreiche Zukunft und das dafür nicht vorhandene Geld. „Ich bin der Meinung, dass auch 1860 ein Konjunkturpaket braucht, ein Wumms-Paket frei nach Olaf Scholz“, spannte Gorenzel den Bilderbogen von Giesing nach Berlin zum Bundesfinanzminister.
„Wir brauchen sehr zeitnah im kaufmännischen Bereich Klarheit und Lösungen. Fakt ist, dass ich noch keine Etat-Freigabe habe und daher im Sport keine Entscheidungen getroffen werden können.“ Statt auslaufende Verträge mit Stützen wie Sascha Mölders und Aaron Berzel zu verlängern oder gar die Leih-Löwen Tim Rieder und Prince Osei Owusu an den TSV 1860 München zu binden, kann Gorenzel aktuell nur den Vertröster geben. Er telefoniere „permanent mit den Beratern“, alles weitere liege nicht in seiner Hand. Sondern in denen der Gesellschafter des e.V. und Hasan Ismaik, dem 60 Prozent der Fußball-KGaA gehören.
Kommende Woche wird der vierköpfige Geschäftsführungs-Beirat über den Nachfolger des scheidenden Finanzchefs Michael Scharold entscheiden. Der Verein, vertreten durch Präsident Robert Reisinger und Verwaltungsrat Robert von Bennigsen, setzt auf die Expertise von Nicolai Pfeifer (39), Geschäftsführer der Stuttgarter Kickers. Die Ismaik-Seite bevorzugt den Marketing-Experten Sven Froberg (48), der zuletzt die Kommunikation beim VfL Wolfsburg verantwortete. Als gesichert gilt, dass der e.V. bei einem Patt mittels 50+1-Regel Pfeifer durchsetzen wird.
Wie der Investor darauf zu reagieren gedenkt? Klar ist: Frisches Geld kann nur von Ismaik kommen. Über neue Darlehen, die vom e.V. nicht mehr ausgeschlossen werden – oder durch Sponsoring bzw. den großzügigen Kauf von Geistertickets.
Keine Hilfe sind für Gorenzel die Transferbeteiligungen an Julian Weigl, Marin Pongracic und aktuell Felix Uduokhai. Sie fließen in die Absicherung eines Darlehens von Hauptsponsor Die Bayerische.
Als einfachste Lösung erscheint unter diesen Umständen der Aufstieg in die Zweite Liga. „Um Frische reinzubekommen“, will Köllner seine Startelf gegen Würzburg verändern. „Wir sind gut vorbereitet.“ Am sportlichen Wumms fehlt’s nicht bei Sechzig.