Noch einmal Stolpergefahr

von Redaktion

Leverkusen prüft die Bayern – Thiago wieder fit – Havertz im Blickpunkt

VON JONAS AUSTERMANN

München – Es klingt ein bisschen unwirklich, aber dem FC Bayern unter Hansi Flick ist gegen Bayer Leverkusen etwas widerfahren, was in der Münchner Fußballwelt so kaum mehr vorkommt – eine Niederlage. Das 1:2 im November des vergangenen Jahres war eine von bislang zwei Pleiten unter dem Nachfolger von Niko Kovac. In gewisser Weise könnte sich beim Rückspiel an diesem Samstag (15.30 Uhr, Sky) im Rheinland der Flicksche Kreis schließen. Bei sieben Punkten Vorsprung auf Verfolger Borussia Dortmund und noch fünf ausstehenden Partien ist Leverkusen der letzte Stolperstein auf dem Weg zur achten Münchner Meisterschaft in Serie. Macht Hansi gegen Bayer sein Meisterstück?

„Die beiden Spiele kann man nicht vergleichen. Wir haben uns weiterentwickelt und sind gierig auf Tore. Meine Mannschaft spielt schönen Fußball und ist sehr effizient“, meinte Flick mit Blick auf das Duell in der Hinrunde. Es klang wie eine Drohung in Richtung Leverkusen. Schon beim Auswärtssieg in München brauchte die Werkself jede Menge Dusel, um die drei Punkte einzufahren. Der FC Bayern versiebte reihenweise Großchancen, traf drei Mal Pfosten oder Latte. Aber die Roten – in Person von Javi Martinez – ließen Bayer-Blitz Leon Bailey eben auch zwei Mal entwischen. Flick: „Wir dürfen möglichst wenig Chancen zulassen. Dass Leverkusen sehr schnelle Angreifer hat, haben wir im Hinspiel erfahren müssen.“

Pünktlich zur bayerischen Woche der Wahrheit – erst Leverkusen, am Mittwoch das Pokal-Halbfinale gegen Frankfurt und am kommenden Samstag das Heimspiel gegen Gladbach – meldete sich in dieser Woche Regisseur Thiago nach Adduktorenproblemen wieder fit. Ob der Spanier direkt startet? Das ließ Flick am Freitag offen. „Thiagos Qualität tut jeder Mannschaft gut. Leon Goretzka und Joshua Kimmich haben es zuletzt gut gemacht. Warten wir mal ab“, meinte der Bayern-Coach. In Leverkusen fehlen Flick nur noch die Langzeitverletzten Niklas Süle, Philippe Coutinho und Corentin Tolisso. Der Rest seines Teams sei „konditionell topfit. Dafür möchte ich Prof. Dr. Holger Broich danken. Er macht hervorragende Arbeit“, sagte Flick.

Broich firmiert an der Säbener Straße als „Leiter Fitness“, und er gehört zu einer ganzen Riege von ehemaligen Leverkusenern, die in München eine neue Heimat fanden. Auch Rehacoach Thomas Wilhelmi und Chef-scout Laurent Busser empfahlen sich unter dem Bayer-Kreuz für höhere Aufgaben beim Rekordmeister.

Früher war der Wechsel von Bayer zu Bayern durchaus auch für das kickende Personal üblich. Jorginho, Michael Ballack und Zé Roberto gingen diesen Weg, zuletzt der stürmende Verteidiger Lucio. Dieser Transfer ist allerdings schon 16 Jahre her. Dass im Sommer ein neuer Name in dieser Statistik auftaucht, ist nicht gänzlich auszuschließen. Kai Havertz (20) hat sein Können nicht erst mit fünf Toren in den vier Partien nach der Corona-Pause unter Beweis gestellt. Halb Europa – u.a. Real Madrid, FC Liverpool und Manchester City – jagt das Megatalent. Leverkusen nimmt das wohlwollend wahr, verlangt für den Offensivspielers im Sommer aber satte 100 Millionen Euro. Dass der FC Bayern, der grundsätzlich ebenfalls an Havertz interessiert ist, diese Summe aufbringt, scheint unwahrscheinlich. Flick erklärte: „Es gibt wenige Trainer, die etwas dagegen hätten, wenn Kai Havertz in der eigenen Mannschaft spielt – da schließe ich mich ein.“ Priorität genießt in München aber der Kauf von Leroy Sané. An diesem Samstag bietet sich für Havertz wohl die letzte Gelegenheit, die Münchner Bosse umzustimmen.

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