München – Was den Tennis-Fans in Nordrhein-Westfalen möglich ist, bleibt den bayerischen Filzkugel-Liebhabern verwehrt: das Livesport-Erlebnis vor Ort. Bei der am Dienstag startenden „German Pro Series“ dürfen in Neuss (NRW) erstmals wieder Zuschauer das Geschehen verfolgen. Zwar nur maximal 100, dennoch blicken andere Sportarten gespannt auf die Fan-Premiere im Tennis. „Wir spüren die Verantwortung absolut“, sagt Bernhard Rüsing, Präsident vom TC Blau-Weiß Neuss.
Der Club werkelt seit Tagen an der Umsetzung der Vorgaben, unter denen das Gesundheitsamt Neuss die 100 Besucher abgenickt hat. Man beschäftigt sich detailliert mit den Wegen der Zuschauer, der geltenden Maskenpflicht und einzuhaltenden Abständen auf der Tribüne. „Wir werden akribisch darauf achten, dass alles umgesetzt wird“, so Rüsing: „Wir wissen auch, was in Düsseldorf in der Altstadt oder am Rhein los ist.“
Gedanken, die sich sein Kollege Roland Benedikt vom TC Großhesselohe nicht machen muss. Sein Verein gehört zwar auch zu den elf Austragungsorten der Turnierserie, in Bayern ist an Sportveranstaltungen mit Zuschauern momentan jedoch noch nicht zu denken. Benedikt ist schon froh, dass er während der Turniertage den durch Corona sowieso eingeschränkten Clubbetrieb aufrechterhalten darf. Dennoch können Fans die Matches verfolgen: US-Anbieter Tennis Channel streamt alle Begegnungen live. Ballkinder und Linienrichter sind nicht im Einsatz, dafür immerhin ein Stuhlschiedsrichter.
In Großhesselohe schlägt Lokalmatador Peter Gojowczyk, derzeit Nr. 125 der Welt, auf. Als Turnierfavorit geht Jan-Lennard Struff (ATP-Nummer 34) ins Rennen, der letzte Woche in München trainiert hat, seine Vorrundenspiele allerdings in Neuss austrägt.
Bei den Damen ist Laura Siegemund (WTA 65) die prominenteste Teilnehmerin. Nicht dabei sind die deutschen Aushängeschilder Alexander Zverev und Angelique Kerber. „Für sie ist das Turnier auch nicht gedacht“, erklärt DTB-Vizepräsident Dirk Hordorff gegenüber unserer Zeitung, „wir wollen deutsche Profis aus den hinteren Reihen der Weltrangliste unterstützen, für die die Corona-Pause auch finanziell eine Herausforderung ist.“ Die Sieger der Finalrunde bekommen ein Preisgeld von je 8000 Euro. Vorher sind pro Woche 4000 Euro zu verdienen. Teile der Zwischenrunde werden vom 22. bis 25. Juni auch auf der Tennisbase in Oberhaching absolviert.
Das große Finale der Männerserie beginnt ab dem 20. Juli – dann exklusiv beim TC Großhesselohe. Und vielleicht nicht als Geisterfinale. Sondern als eine der ersten Sportveranstaltungen im Freistaat mit Zuschauern.