Augsburg – Schon erstaunlich, wie Spieler sich freuen können, auch wenn die Umgebung der Geisterspiele gerade eine freudlose ist. Aber Augsburg gegen Köln hatte eine solch aufreibende Schlussphase, dass man das Ambiente vergaß und es richtig laut wurde. Weil die Akteure selbst ihre Freude hinausbrüllten. In der 85. Minute die Kölner, weil Anthony Modeste sie mit einem Lehrbuchabschluss zum 1:0 schoss, was sich endgültig anfühlte. In der 88. Minute das Augsburger Aufrappeln: Philipp Max zum 1:1. Endstand. Wenigstens keine Katastrophe für den FCA, der unten drin steckt. Eine Niederlage wäre seiner offensiven Performance nicht gerecht geworden, für die vor allem ein Mann stand.
Für seine erst 23 Jahre hat Noah Sarenren Bazee schon den halben Medizinatlas an Fußballer-Verletzungen durch, und es stand zu befürchten, dass er sich nach dem Spiel gegen den 1. FC Köln einen neuen Eintrag würde machen müssen. Denn der Ex-Hannoveraner, der seit dieser Saison beim FC Augsburg spielt und nach einem Syndesmosebandriss ein halbes Jahr aufgebaut werden musste, wurde von den Rheinländern in der ersten Halbzeit des Sonntagabendspiels regelmäßig über die Auslinien des Feldes befördert.
Zweimal senste Benno Schmitz den Außenstürmer um, sodass FCK-Trainer Markus Gisdol die Gelb-Rot-Gefahr erkannte und bereits nach weniger als einer halben Stunde gegen Noah Katterbach auswechselte. Doch auch Kölns Torhüter Timo Horn ging Sarenren Bazee zu robust an. In diesem Fall auch taktisch komplett sinnlos, am Strafraumrand auf Höhe der Torauslinie, von hinten. Eine Zehntelsekunde später merkte man Horn schon an, wie er sich selbst über seinen Einsatz ärgerte. Elfmeter für Augsburg in der 27. Minute. Florian Niederlechner trat an, Horn hielt und konnte die per Fußgruß übermittelten Glückwünsche seiner Kollegen entgegennehmen. Kölner Jubelgebrüll, aus Augsburger Reihen trotzige „Jetzt erst recht“-Selbstanfeuerung – die Zeichen standen auf hochemotionalen Abstiegskampf.
Erste Aktion der zweiten Halbzeit mit – Sarenren Bazee, in dem der im März als FCA-Trainer beurlaubte Martin Schmidt „den deutschen Ousmane Dembele“ gesehen hatte. Des Antritts wegen verglich er ihn mit dem Ex-Dortmunder, der nun in Barcelona unter Vertrag steht (gekostet hat Sarenren Bazee den für Schwaben akzeptablen Preis von einer Million). Der Sprinter düste in der 49. Minute in den Kölner Strafraum, wurde attackiert von Czichos und Jakobs. Nochmals Elfer? Entscheidung durch Videoassistenz: Nein.
Augsburg hatte den ersten Durchgang dominiert, verzeichnete 13 Torschüsse, Sturmspitze Niederlechner trat in ein Privatduell mit FC-Keeper Horn. Nach dem Seitenwechsel konnten die Kölner die Augsburger Chancenflut eindämmen und auch mal selbst angreifen. Ismail Jakobs hatte eine handfeste Chance, doch FCA-Tormann Andreas Luthe parierte (61.).
Augsburgs Trainer Heiko Herrlich wartete lang, ehe er wechselte. In die Schlussviertelstunde ging er dann mit dem wieder länger verletzt gewesenen Stürmer Alfred Finnbogason und Eduard Löwen. Aber Markus Gisdol hatte mit Anthony Modeste den besseren Joker.