München – Zwölf Jahre hat es gedauert. Aber es gab tatsächlich noch etwas, das Thomas Müller in seiner Bundesliga-Karriere noch nicht erlebt hat. Immerhin ist er beim Absitzen seiner Gelbsperre am kommenden Samstag, wenn die Bayern Borussia Mönchengladbach empfangen, in guter Gesellschaft. Denn auch Robert Lewandowski wird zusehen müssen – und die Bayern beweisen, dass sie auch ohne ihren besten Torjäger und dessen kongenialen Partner treffen können.
„Es ist schon ärgerlich, aber wir müssen das so annehmen“, sagte Hansi Flick nach dem 4:2 in Leverkusen, bei dem sowohl Müller (nach Verhindern eines Freistoßes) als auch Lewandowski (nach zweifelhaftem Ellenbogeneinsatz) Gelb gesehen hatten. Vor allem der Pole sah sich von Schiedsrichter Manuel Gräfe ungerecht behandelt. Noch lange nach Schlusspfiff, als im Geister-Stadion nur noch leise Musik gespielt wurde und die Teamkollegen schon längst in Richtung Kabine unterwegs waren, diskutierte er mit dem Referee. Gräfe aber hatte auch Flick bereits gesagt, „er habe ein Schlagen gesehen, also akzeptieren wir das Ganze“. Während Lewandowski also noch sauer war, dachte der Bayern-Coach schon längst an die nächste Bundesliga-Partie – und sagte: „Wir werden gegen Mönchengladbach zwei andere Spieler sehen, das ist auch mal gut.“
Tatsächlich geht es für den Tabellenführer ja nicht mehr um allzu viel anderes als den sicheren Zieleinlauf zum achten Deutschen Meistertitel in Serie. Trotzdem schmerzt es freilich, wenn ein Team, das zweifellos einen Lauf hat, auseinandergerissen werden muss. Lewandowski bleiben so zudem nur noch drei Partien, um die 40-Tore-Marke von Gerd Müller einzustellen oder zu überbieten. Nahezu unmöglich. Müller wird vor allem als bester Vorbereiter fehlen. Sein 19 und 20. Assist gegen Leverkusen ließen ihn zu Kevin de Bruyne aufschließen, der bisher Rekordhalter ist. Passenderweise bediente er beim 4:2: Lewandowski.
Immerhin, der Terminplan meint es gut mit den Bayern. Denn vor der Sperre steht das Pokal-Halbfinale am Mittwoch gegen Frankfurt an, bei dem die Flick-Elf auf ihr Torgarant-Duo ja noch nicht verzichten muss. „Entscheidend ist, dass die beiden am Mittwoch 90 Minuten Vollgas geben können“, sagte der Trainer. Sie können sich auspowern bis zur vollkommenen Erschöpfung. Denn danach haben sie ja eine knappe Wochen Pause. hlr