Der Samstag war ein sportlich guter Tag für den FC Schalke 04. Da hatte er, auch wenn er erst am Sonntag spielen sollte, was zu feiern: den Klassenerhalt. Dankbarer Gruß nach Lüdenscheid Nord, das Düsseldorf in der letzten Minute einen Punkt entriss, sodass Herne West nicht mehr auf den Relegationsplatz abstürzen kann – egal, was noch kommt an den restlichen Spieltagen.
Die Ansprüche beim FC Schalke 04 haben sich verändert im Lauf der Rückrunde. Von der im Winter noch greifbaren Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb konnte nach einer beispiellosen Sieglos-Serie keine Rede mehr sein, die Königsblauen müssen wirklich damit zufrieden sein, nicht in die 2. Liga hinuntergereicht zu werde. Auch wenn sie wieder den Trainer wechseln sollten, wird es nächste Saison sportlich nicht besser werden. Denn dem Club fehlt es an Kompetenz auf allen Ebenen.
Was in diesem Fall aber noch schwerer wiegt: Schalke fehlt es an Gespür, an Empathie, an Menschlichkeit. Der Samstag mit den Ergebnissen der anderen, die das größte Unheil für den Club abwendeten, offenbarte nämlich, wie kaputt er in einem anderen Bereich ist. Es kam heraus, dass Schalke seine Ohnehin-schon-Geringverdiener vor die Türe setzt: 24 Rentner, Behinderte unter ihnen, die auf 450-Euro-Basis im Fahrdienst für die Talente der Knappenschmiede, der immer noch prächtig funktionierenden Nachwuchsabteilung, arbeiten, werden wegrationalisiert. Vergeben wird der Auftrag an einen „externen Dienstleister“. Wenn der wesentlich billiger ist, muss man fragen, ob er sich an die Mindestlohnstandards hält oder wen er ausbeutet. Jedenfalls: Für Schalke 04, das für sich in Anspruch nimmt, Verein der „Arbeiter und Malocher“ zu sein, eine Imageschädigung. Eine Schande.
Was für eine Saison! Beginnend mit den rassistischen Ausfällen des Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Tönnies – und der Ehrenrat lässt ihn davonkommen. Die schlechte Moderation des Falls von Torhüter Alexander Nübel. Zuletzt der Härtefall-Fragebogen mit der unverschämten an die Mitglieder gerichteten Frage „Wozu brauchst du das Geld unbedingt jetzt?“ Nun der soziale Kahlschlag. Hinterher stellt sich irgendeiner reumütig hin und sagt: War ein Fehler.
Man hätte sie vermeiden können. Alle. Doch Schalke hat einfach abgewirtschaftet. Nun auch moralisch.
Guenter.Klein@ovb.net