München – Thomas Müller verbrachte den Samstagabend daheim mit seinen Hunden Micky und Murmel, hatte sie für ein gemeinsames Foto sogar in Bayern-Trikots gehüllt. Das Spiel gegen Gladbach (2:1) verpasste der 30-Jährige wegen einer Gelb-Sperre – und trotzdem war Müller in aller Munde. Am vergangenen Mittwoch nach dem Pokalspiel gegen Frankfurt (2:1) war der Bayern-Star im Sky-Interview auf einen möglichen Transfer von Leverkusens Kai Havertz angesprochen worden. Müller sagte: „Es ist paradox, wenn es immer um Neuzugänge geht und gleichzeitig Gehalt eingespart wird.“
Worte, die bei Hasan Salihamidzic ganz und gar nicht gut ankamen. Der Münchner Sportdirektor stellte am Samstag, erneut bei Sky, klar: „Der Thomas hat sich nach dem Pokalspiel mit seiner Aussage etwas verdribbelt.“ Am Donnerstag, so Salihamidzic, habe es eine Aussprache gegeben – „und ich habe Thomas gesagt, dass das nicht korrekt war. Er hat das verstanden. Er ist ja ein sehr intelligenter Junge.“ Zukünftig werde man sich beim FC Bayern erst wieder zu Transfers äußern, wenn diese über die Bühne gegangen sind.
Zugleich machte der Sportdirektor klar, dass sein Klub trotz Corona-Krise nicht auf Verpflichtungen verzichten werde. Salihamidzic hatte Ende April im „Welt“-Interview angekündigt, dass ein „Toptalent aus Europa“ und ein „internationaler Star“ an die Säbener Straße kommen sollen. Jetzt meinte er: „Dass wir uns darum kümmern werden, dass wir nächstes Jahr wieder einen Kader haben, mit dem wir alles gewinnen können, ist aber auch klar.“ Ähnlich äußerte sich Hansi Flick. Der Trainer meinte: „Ich werde keinem Spieler verbieten, irgendwas zu sagen. Es wird aber auch dieses Jahr Transfers geben.“
Am Sonntagmorgen dann glättete Müller die Wogen. Der Offensivmann meldete sich per Videobotschaft bei Twitter, der Titel lautete „Mein Wort zum Sonntag“. Darin erklärte Müller, dass es keinesfalls „einen internen Streit um den Gehaltsverzicht“ gebe, zudem seien seine Aussagen nach dem Frankfurt-Spiel nicht richtig interpretiert, sondern „provokativ und geschichtsfortführend“ ausgelegt worden. Ihn habe schlicht genervt, dass er nach dem Pokalfight Fragen zu möglichen Sommer-Transfers beantworten musste. Müller: „Was mich dabei am meisten stört, ist, dass von den Medien so getan wird, als wenn diese Top-Transfers, die wir absolut brauchen, mal eben so mit einem Fingerschnippen zu bewältigen wären. So, als ob 50 Millionen oder 100 Millionen keine Summe sind – – und das in den Zeiten, in denen wir uns aktuell befinden.“
Der Führungsspieler bemühte sich auch darum, zu zeigen, dass er mit seinem Sportdirektor auf einer Linie liegt. „Ich persönlich will den bestmöglichen Kader in der nächsten Saison. Ich habe große Ziele, ich will die Champions League gewinnen“, meinte Müller. JONAS AUSTERMANN