Die Glückshormone sprudelten bei den Profis von Union Berlin, der erste Sieg seit 110 Tagen hatte sie freigesetzt. Nach dem verdienten 2:1 beim 1. FC Köln schien der Abstiegskampf für den Kultclub schon gewonnen – und den Rest besorgte die Aussicht auf einen Matchball, der einfacher kaum wirken könnte. „Kein Spiel ist leicht“, sagte Union-Stürmer Marcus Ingvartsen also pflichtschuldig, „aber jetzt spielen wir zu Hause. Gegen Paderborn. Da müssen wir es einfach zu Ende bringen.“ Schon am Dienstag (20.30 Uhr/Sky) empfängt Union das abgeschlagene Schlusslicht, das nur in den kühnsten Rechenspielen noch eine Chance auf den Klassenerhalt hat. Danach wollen die Berliner dann selbst Klarheit haben: Der ersten Bundesligasaison der Vereinsgeschichte soll gleich eine weitere folgen. Schon jetzt sind es ja beruhigende sieben Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze, bei nur noch drei Spielen.
Dass der kleine Club aus Köpenick überhaupt so entspannt durch die letzten Wochen der Saison kommt, gehört zu den Überraschungen der Spielzeit. „Die Mannschaft habe sich daher ein „Riesenkompliment“ verdient, sagt der erfahrene Mittelfeldspieler Christian Gentner, der mit seinem 2:0 für die Vorentscheidung gesorgt hatte: „Es war nicht zu erwarten, dass wir nach 31 Spielen so dastehen.“ Besonders bemerkenswert ist das, weil die Corona-Krise den Berlinern im Endspurt ihren vermeintlich größten Trumpf geraubt hat: Die Wucht der eigenen Fans, vor allem im engen Stadion An der Alten Försterei. Seit dem Restart muss die Mannschaft von Urs Fischer zeigen, dass sie auch im Wettkampf Elf gegen Elf einen Platz in der Liga verdient hat, ganz ohne äußere Einflüsse. Und das gelingt – trotz zuletzt sieben sieglosen Spielen.
„Wir konnten den Fans keine ganze Saison schenken“, sagt Gentner, „deshalb wollen wir nächste Saison wieder Erstligaspiele haben. Dann mit voller Hütte.“ sid