Zum Meister gekämpft

von Redaktion

Das 1:0 gegen Bremen ist für Bayern ein hartes Stück Arbeit – mit Happy End

VON AMELIE SCHNEEMEIER

Bremen – Irgendwann, es war vielleicht eine halbe Stunde gespielt gestern Abend im Weserstadion, zog Hansi Flick sich eine Jacke über. Es regnete wie aus Eimern, und der Abend, an dem die Bayern den ersten Titel der Saison einfahren wollten, schien kurzzeitig in eine andere Richtung zu laufen als erwünscht. Flick nahm also in seinem Regen-Anorak auf der Ersatzbank Platz und blickte recht ratlos auf das bis dato ausgeglichene Geschehen auf dem Rasen. Dann aber kam, was kommen musste: Der tropfnasse Robert Lewandowski (43.) traf zum 1:0 (1:0) gegen Werder Bremen. Die Bayern waren Meister – und tanzten, als der Regen aufgehört hatte, auf dem Rasen.

Es ist der 30. Titel, der achte in Folge, der erste für Cheftrainer Flick, der schon vor der Partie gesagt hatte: „Wir wollen heute den Sack zumachen, also endgültig zumachen.“ Klingt simpel. war gegen die abstiegsbedrohten Bremer aber ein hartes Stück Arbeit. Die Partie, in der sich die beiden Teams lange Zeit auf Augenhöhe begegneten, wurde letztlich durch individuelle Qualität entschieden. Allerdings musste das Team von Flick die letzten zehn Minuten nach dem Platzverweis von Alphonso Davies (79.) mit zehn Mann kämpfen. Sie schafften es: Mindestens sieben Punkte Vorsprung auf die Konkurrenz sind in zwei Spielen nicht mehr aufzuholen. Die Partien gegen Freiburg und in Wolfsburg werden zum lockeren Auslaufen der Corona-Saison.

Die vergangenen Wochen haben Kraft gekostet, das sah man auch gestern. Obwohl Flick seine vermeintliche Stammelf aufs Feld schickte – für Lucas Hernandez, Joshua Zirkzee, Ivan Perisic und Michael Cuisance kamen Alphonso Davies, Thomas Müller, Lewandowski und Kingsley Coman –, war das Offensivspiel alles andere als ein Selbstläufer. Nach starken zehn Minuten der Bayern erinnerte der Schlagabtausch auf dem Rasen phasenweise an die großen Duelle dieses Nord-Süd-Gipfels. Dass die Münchner seit 2011 alle 18 Bundesliga-Partien gegen Werder gewonnen haben, war eine Randnotiz. Für beide Teams ging es um etwas – und das sah man.

Die Bayern waren bemüht, es lief aber lange wenig bis gar nichts. Das Zusammenspiel wirkte auf beiden Seiten behäbig, Flanken kamen ebenso selten an wie lange Bälle, Standards waren ungefährlich. Weil Werder gut geordnet und in Zweikämpfen präsent war, hätte ein Tor in der ersten Hälfte auf beiden Seiten fallen können. Für die Gastgeber hatten Gebre Selassie (9.) und Maximilian Eggestein (18.) gute Chancen, die Bayern näherten sich durch Coman (12./23.), Lewandowski (28.) und Jerome Boateng (33.) an. Der Innenverteidiger hatte ohnehin einen guten Tag erwischt, defensiv wie offensiv. Und so war es auch ein genialer Pass des Ex-Nationalspielers, der den Führungstreffer einleitete. Lewandowski nahm den Ball an – und zog ab. Das Gegentor so kurz vor der Pause: für Bremen bitter.

Sie gaben sich nicht auf. Obwohl die Bayern vor allem über die linke Seite (Pavard/Müller) besser im Spiel waren, wäre ein Treffer für die Gastgeber immer drin gewesen. Selbst als Manuel Neuer sein Tor mal für einen Ausflug ins Mittelfeld verließ, gelang dieser aber nicht. Weil Davies – der schon nach 18 Minuten hätte Rot sehen können – nach einem taktischen Foul vom Platz gestellt wurde, mussten die Bayern ihr Meisterstück zu zehnt vollenden. Diskussionen gab es um ein Handspiel von Boateng, ein Pfiff aber blieb aus. Neuer parierte überragend gegen Osako. Ein anstrengender Abend – mit Happy End.

Artikel 1 von 11