Der DFB macht Schluss mit Infront

von Redaktion

Langjähriger Vermarkter aus der Schweiz hatte getrickst und wohl auch bestochen

München – Beziehungen können über Jahrzehnte angehalten haben und tief gewesen sein – doch ihre Beendigung ist nur noch eiseskalt. Wie die zwischen dem Deutschen Fußball-Bund und dem Vermarkter Infront aus der Schweiz. Gestern Nachmittag vermeldete der DFB als Ergebnis einer digitalen Präsidiumskonferenz den Beschluss, „die bestehenden Verträge mit dem Vermarktungsunternehmen Infront zu beenden“.

Was war geschehen? Schon vor über einem Jahr hatte der „Spiegel“ über den Betrug eines Infront-Mitarbeiters berichtet. Die Agentur, deren Gesicht der deutsche Fußballstar Günter Netzer war, hatte seit Ewigkeiten die Spiele der Nationalmannschaft vermarktet. Der kleine Trick dabei: Es wurden an Werbepartner 30-Sekunden-Blöcke auf den Banden verkauft, tatsächlich wechselte das Bild nach 29 Sekunden, aus der abgeknapsten Zeit ergaben sich weitere Slots, die verkauft wurden. Der DFB holte sich zur Untersuchung das Berliner Beratungsuntermehmen Esecon ins Haus (die wie eine Detektei agiert, was an der Otto-Fleck-Schneise in Frankfurt bei den Mitarbeitern nicht gut ankommt), und die fand heraus: Es gibt weitere Auffälligkeiten.

So hatte der DFB beim jüngsten Vertragsabschluss (2013) Infront den Zuschlag gegeben, obwohl ihm ein um 18 Millionen Euro höheres Angebot eines Konkurrenten (Ufa) vorlag. Einem DFB-Mitarbeiter, aktiv beim Triathlon, besorgte Infront, das auch die Ironman-Serie betreibt, eine nicht im Handel erhältliche 12 000 Euro teure Carbon-Rennmaschine, und der Sohn des damaligen DFB-Generalsekretärs Helmut Sandrock bekam – Ergebnis eines lauteren Bewerbungsprozesses? – einen Job bei Infront.

Es „ergeben sich innerhalb der vergangenen Jahre verschiedene Handlungen, die sich für den DFB als klare Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit dem Zustandekommen und der Erbringung von Vertragsleistungen von Infront sowie unrechtmäßige Einflussnahmen auf DFB-Vertreter darstellen“, schreibt der DFB in seiner Mitteilung. Infront will die Kündigung anfechten.. GÜNTER KLEIN

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