Verteilung der TV-Gelder

Zeit für ein neues Modell

von Redaktion

GÜNTER KLEIN

Die Fußball-Bundesliga bekommt ab 2021 etwas weniger Geld aus dem Verkauf ihrer Medienrechte. Aber immer noch genug, dass es sich lohnt, über seine Aufteilung zu streiten. Wie also verfahren: Den bisherigen Schlüssel beibehalten, der die Leistungen der vergangenen fünf Jahre würdigt – oder den großen Schnitt wagen und jedem Club die gleiche Summe zukommen lassen?

Es war interessant zu sehen, wie der künftige Vorstandsvorsitzende des FC Bayern, Oliver Kahn, am Samstag im ZDF-Sportstudio jedes Wort vermied, aus dem die Bundesliga den Anspruch auf Veränderung ableiten könnte. Die Münchner haben ja auch Gründe, diese Position einzunehmen: Schon dass sie sich der Generalvermarktung angeschlossen (gut, zu Zeiten von Leo Kirch haben sie sich das Einverständnis diskret extra vergüten lassen) und nicht auf Einzelvermarktung bestanden haben, ist aus Sicht der klaren Nummer eins ein Entgegenkommen an die Nummern zwei bis achtzehn. Und ihr Blick richtet sich auf das internationale Geschehen. Da geben 80 Millionen aus dem deutschen Fernsehtopf mehr Spielraum als 50 Millionen. Schließlich lebt man in einer freien Wirtschaft, da soll Leistung sich auch lohnen.

Allerdings führt das so gerecht anmutende nationale Verteilungssystem nur dazu, dass sich die Kräfteverhältnisse in der Bundesliga festigen und den Wettbewerb zum Erliegen bringen. Die ohnehin gut situierten Clubs, die dank ihrer Investoren sportlich so stark sind, dass sie das meiste deutsche TV-Geld abschöpfen, sind auch die, die internationale Erlöse erzielen. Nicht nur die Meisterschaftsfrage ist keine mehr in der Bundesliga – auch wer sich für Champions oder Europa League qualifiziert, ist aufgrund des Etats absehbar.

Weder eine Talentziehung (Draft) noch einen echten „Salary Cap“, jeweils nach nordamerikanischem Vorbild, wird es in Deutschland je geben. Dazu fehlen die rechtlichen Voraussetzungen und der Wille. Die Einnahmen aus den Medienrechten sind die einzige Quelle, über die es sich regulieren ließe, dass Etats weiter auseinanderdriften. Daher: Das alte Modell war okay für seine Zeit, doch die Zeiten haben sich geändert.

Guenter.Klein@ovb.net

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