Berlin ist wieder Basketball-Hauptstadt

von Redaktion

75:74 – Alba gewinnt das zweite Finale gegen Ludwigsburg und macht das Double perfekt

VON PATRICK TORRES

München – Natürlich ist sich das Final 10 auch im letzten Schritt treu geblieben. Weil die Macher der Basketball-Bundesliga nicht zur Quarantäneblase des Turniers gehörten, mussten die Trainer der beiden Finalisten ihre Profis ehren. Was vor allem Aito Garcia Reneses natürlich besonders gerne tat. 75:74 (42:35) hatte Spaniens Trainerlegende mit Alba Berlin auch das zweite Geisterfinale im Audi Dome gegen die Riesen Ludwigsburg gewonnen. Und damit sein Schaffen in der Hauptstadt veredelt. Zwölf Jahre hatte Berlin auf eine Meisterschaft warten müssen, fünf Finals hatte auch „Coach Aito“ verloren. Nun steht Alba als Doublesieger mit Meisterschaft und Pokalsieg da. „Das fühlt sich unglaublich an“, schwärmte Kapitän Niels Giffey, ehe der Alba-Tross nur gut zwei Stunden nach dem Spielende per Zug Richtung Berlin entschwand. Mit einem Meistermacher Garcia Reneses, der nachschob: „Der Titel ist ganz speziell für den Club und für mich.“

Die Frage am Sonntag war ja – gab es wirklich einen Weg für Alba Berlin, wie dieses Finale vielleicht doch noch einmal schief gehen konnte? So mancher beschwörte die oft gezeigten Ludwigsburger Ur-Tugenden: Aufgeben ist nicht.

Aber es zeigte sich schnell: Schon der bloße Tagessieg war für Ludwigsburg ein (zu) anspruchsvolles Unterfangen. Erst Recht ohne den verletzten Anführer Marcos Knight, der sich trotz der verpassten Finalspiele immerhin mit der Wahl zum wertvollsten Spieler des Turniers (MVP) trösten durfte. Den wackeligen Bayern wie auch Ulm hatte Ludwigsburg zur rechten Zeit mit seinen Augen-zu-und-durch-Qualitäten den Zahn ziehen können.

Doch Berlin ist derzeit eben noch einmal eine andere Nummer. Viele attestierten dem Team von Trainerguru Garcia Reneses schon vor der Corona-Pause den besten deutschen Basketball. Auch wenn eine Playoff-Serie gegen die Bayern mit Heimnachteil eine interessante Vorstellung gewesen wäre. Einerlei; Beim Final 10 im Audi stand der nun neue Champion drei Wochen lang weit über den Dingen. Wenn es nötig war warf Alba so wie im Finalspiel am Freitag mehr Intensität und Wucht ins Rennen als das bis dato intensivste BBL-Team aus Ludwigsburg. Dass sie die Dinge gestern im Schlussspurt schleifen ließen, als das Finale längst entschieden war – geschenkt. Aber Alba kann den Ball eben auch so filigran laufen lassen. Im gestrigen Rückspiel standen am Ende 23 Korbvorlagen in der Statistik. Die meisten davon (7) bei Luke Sikma – der Forward-Routinier räumte ziemlich entschlossen mit dem einstigen Vorurteil auf, dass mit ihm kein Titel zu gewinnen ist. „Ich war so oft so nahe dran“, sagte er, „das ist ein Traum.“

Was nicht heißt, dass der Titel Sikmas Titel. Alba 2019/20 ist weit mehr als der 30-Jährige. Die Albatrosse sind ein Gesamtkunstwerk des Spaniers Garcia Reneses. Eine funktionierende Mischung aus Jugend und Routine und damit der neuerliche Beweis, dass es eben doch die beste Mannschaft ist, die Titel gewinnt.

Bleibt die Frage, was mit ihr nach dem Meisterstück im Audi Dome passiert. Letztlich wollte sich im Moment des Triumphs noch nicht einmal der Architekt Garcia-Reneses festlegen. „Heute ist der Moment zu feiern“, sagte er , „alles weitere werden wir dann vielleicht in den nächsten Tagen sehen.“

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