Plötzlich steht 1860 wieder Kopf

von Redaktion

Dank eines 3:0 im S-Bahn-Derby und schwächelnder Konkurrenz: Löwen träumen

VON DANIEL MÜKSCH

München – Auf diesen doppelten Flickflack hätte selbst Saltokönig Miro Klose neidisch geblickt: Kurz nach seinem 1:0 in der 38. Minute setzte Dennis Dressel zu seiner Jubel-Turnübung an. Gleich zweimal stand der 21-Jährige dabei Kopf, um wenig später sicher auf den Füßen zu landen. Ohne Verletzung. Und bereit für weitere Heldentaten. Diese ließen nicht lange auf sich warten.

2:0 (58.), 3:0 (73.) – auch hinter diesen Statistikeinträgen steht der Name des Mittelfeldspielers. Sein erster Dreierpack im Löwentrikot. Auch wenn der Sieggarant Steigerungspotenzial ausmacht: „Jetzt fehlt eigentlich nur noch ein lupenreiner Hattrick“, so der Tor-Artist nach Spielende. Dass die Lobeshymnen auf den Jung-Löwen nicht ausuferten, lag an der mathematischen Brisanz, die Löwenherzen höher schlagen lässt. Mit dem Sieg gegen harmlose Hachinger leben die Aufstiegsträume der Sechziger plötzlich wieder. Weil Rostock (1:3 in Würzburg), Braunschweig (2:3 in Zwickau) und Duisburg (2:2 gegen Halle) allesamt am Samstag ausgerutscht sind. Gestern folgte allerdings ein Traum-Dämpfer. Durch den 2:0-Auswärtssieg beim SV Meppen liegt der FC Ingolstadt fünf Punkte vor den Löwen auf dem möglichen Relegationsplatz vier. Allerdings kommt es am letzten Spieltag zum direkten Duell zwischen 1860 und den Ingolstädtern. Rechnen ist ab sofort erlaubt…

Trainer Michael Köllner will von solchen Rechenspielen nichts wissen. „Es wäre fatal, heute den Aufstiegskampf auszurufen”, sagte der Löwen-Trainer mit Blick auf die beiden letzten Spieltage. „Wir haben unser Saisonziel frühzeitig erreicht. Jetzt können wir uns noch für den DFB-Pokal qualifizieren, da schaut es auch noch ganz gut aus. Was im Finish am letzten Spieltag möglich ist, werden wir sehen.“

Mit so einer Leistung wie im S-Bahn-Derby gegen Unterhaching eine Menge. Auch wenn der Gastgeber eine gute halbe Stunde brauchte, um Betriebstemperatur zu erreichen. In einer schwachen Anfangsphase hatte der TSV 1860 zwar mehr Spielanteile, die Gäste allerdings die besseren Chancen. Stroh-Engel mit einem Flachschuss (20.) und Krauß nach einem sehenswerten Solo (31.) hätten die Spielvereinigung durchaus in Führung bringen können. Doch dieses Mal hielt die Löwenabwehr. Und mit der Führung übernahm die Köllner-Truppe endgültig das Kommando. Die Vorentscheidung dann kurz nach der Pause: Hachings Kapitän Winkler – bereits mit Gelb verwarnt – will einen schnellen Löwen-Einwurf verhindern, kickt einen Ersatzball aufs Feld. Schiedsrichter Florian Badstübner schickt ihn vom Platz. Eine harte, aber zu der Linie des Unparteiischen passende Regelauslegung.

Danach brachen die Gäste auseinander. Bei den Löwen überzeugte neben Dressel vor allem der schnelle Fabian Greilinger vorne links. Ihn lobte sein Coach auch besonders: „Was er in den ersten 60 Minuten bis zu seiner Auswechslung gespielt hat, hat der Mannschaft richtig gutgetan. Er hat mit der Art, wie er Fußball spielt, dem Gegner sehr wehgetan.“, so Köllner.

Via Facebook schaltete sich am Sonntag auch Hasan Ismaik in das Saisonfinale ein: „Vielleicht erleben wir doch noch ein Wunder. Ihr hättet Euch das auf jeden Fall verdient“, schreibt der Investor. Im Grünwalder Stadion war Ismaik nicht vor Ort. Dafür sein Vertrauter in der Geschäftsführung Anthony Power, dem das Einhalten der Abstandsregeln auf der Haupttribüne zum Rest der Führungsriege um Präsident Robert Reisinger nicht schwer fiel.

Aber: Soweit die 1860-Gesellschafter auch getrennt voneinander sind, in den Träumen von der zweiten Bundesliga sind sie vereint. Und ihren Träumen wurde an diesem Wochenende neues Leben eingehaucht.

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