München – Zumindest über zu wenig Auswahl brauchte sich Daniele Baiesi nicht zu beschweren. Der Sportchef der Basketballer des FC Bayern zeigte auf sein Telefon. „Alle, einfach alle“ verfügbaren Trainer hätten sich ihm angetragen. Und wie die Dinge stehen, haben sich Baiesi & Co. wohl schon festgelegt, wer das Projekt denn nun leiten soll, Alba Berlin die Nummer eins des deutschen Basketballs wieder abzujagen.
Und die Meldungen verdichten sich, dass die Wahl tatsächlich auf Andrea Trinchieri gefallen sein könnte, wie die serbische Internetseite „nova.rs“ zu Wochenbeginn berichtete. Der Italiener führte zuletzt Partizan Belgrad an die Spitze der Adria League. Nun nutzte er eine Vertragsklausel, die ihm den Ausstieg bis zum 23. Juli ermöglichte. Offiziell weil der serbische Traditionsclub im Zuge der Corona-Krise sein Budget und auch das Trainergehalt um 20 Prozent kürzen will. Doch ganz offensichtlich gab es eine schöne Zusatzmotivation – der FC Bayern soll bereits seit einigen Wochen mit dem 51-Jährigen in Verbindung stehen.
Sportlich wäre es ein Deal mit gutem Klang. Trinchieri kennt die BBL, gemeinsam mit Baiesi bastelte er einst das Bamberger Erfolgsteam, das von 2014 bis 2017 die deutsche Eliteklasse mit begeisterndem Basketball dominierte. Die viel zitierte „italian connection“, das macht die Sache pikant, endete allerdings denkbar unschön. Baiesi und Trinchieri zerstritten sich aufs Heftigste. „Er oder ich“, hieß es im Frühjahr 2017. Die Sache endete mit dem Abschied des Sportchefs – Trinchieri hielt sich freilich auch nur einige Monate länger. Nun deutet alles darauf hin, dass die beiden einen zweiten Versuch wagen. „nova.rs“ vermeldet, es gehe zwischen beiden Parteien nur noch um letzte Details. Die Bayern selbst indes wollten den Abschluss der Trainersuche bislang noch nicht bestätigen. „Fakt ist, dass wir weiterhin keinen Trainer unter Vertrag haben und das auch in den nächsten Tagen ganz sicher nicht der Fall sein wird, da diverse Gespräche zu dieser Position laufen“, sagte Medienleiter Andreas Burkert, „zudem gibt es momentan noch keine Klarheit, wie letztlich das Budget aussieht.“ Dass Platinpartner Wirecard Insolvenz angemeldet hat, macht die Etatplanung sicher nicht leichter.
Zuletzt soll sich der Verein auch noch einmal bei Igor Kokoskov versucht haben. Der Serbe war schon in der Vergangenheit Münchner Wunschkandidat. Doch der Mann, der neben seinem Engagement als Assistenzcoach beim NBA-Club Sacramento Kings auch noch den Ex-Bayern Sasa Djordjevic als serbischen Nationalcoach ablöste, ist wohl außer Reichweite.
Womit der Weg also frei wäre für Trinchieri. Sportlich wäre der impulsive Italiener sicherlich eine gute Wahl. Wohin auch immer es ihn in seiner Karriere bislang verschlug – der Erfolg war selten weit. Interessant wird es im Falle seiner Unterschrift aber sein, wie die Verbindung mit den Manager-Alphatieren Baiesi und Marko Pesic funktionieren wird. Trinchieri gilt als starke Persönlichkeit. Und die hatten es im Audi Dome nicht immer leicht.
Interessant: Seit Herbst 2012 führten bei den Bayern mit Svetislav Pesic, Sasa Djordjevic, Dejan Radonjic und Oliver Kostic stets Trainer aus dem einstigen Jugoslawien die Regie. So gesehen wäre die Entscheidung für Trinchieri ein Stilbruch. Doch auch in dieser Hinsicht hat der Mailänder ja gute Argumente für sich. Seine Mutter ist Kroatin, er spricht serbisch und kroatisch fließend.