Auf ein Neues

von Redaktion

1860 muss erkennen, dass noch ein Stück zur Spitzenmannschaft fehlt – Mutmacher Ismaik

VON ULI KELLNER

München – Das Bild, das hängen blieb, war untypisch für ein Saisonfinale, wo es oft zumindest für eine Mannschaft etwas zu feiern gibt: Links auf dem Platz 1860-Profis, die die Köpfe hängen ließen, rechts die Gegner aus Ingolstadt, die kopfschüttelnd Richtung Kabine trotteten. Im ersten Moment nach dem Abpfiff waren beide Fraktionen enttäuscht – die Gastgeber, weil sie das Spiel verloren und somit alle Idealziele verpasst hatten (Relegation, DFB-Pokal), die Gäste, weil sie sich schon für ein paar Minuten in der 2. Liga gewähnt hatten. Dass der FCI jetzt eine Woche nachsitzen muss, lag am Elfmeter in Würzburg, den der nervenstarke Schuppan in der Nachspielzeit zum 2:2 gegen Halle ins Netz jagte.

Die Löwen hätten trotzdem gerne mit dem Relegationsteilnehmer aus Ingolstadt getauscht – auch weil die 0:2-Heimpleite zeigte, was noch alles zu einem echten Spitzenteam fehlt. Der FCI spielte nicht nur gefälliger und hatte die besseren Chancen, das Team um den Ex-Löwen Maximilian Beister, den Schützen des 0:1, wirkte insgesamt griffiger, kompakter, reifer, was dann auch Michael Köllner – bei allem Frust – so anerkannte. „Meine Mannschaft hat alles gegeben, aber am Ende ist Ingolstadt der verdiente Sieger“, sagte der 1860-Coach, der zugab: „Mit einer Niederlage die Saison zu beenden – so hatten wir uns das nicht vorgestellt.“

Es ist ein schwacher Trost für 1860, dass es auch bei einem Sieg nicht für die K.o.-Duelle mit dem „Club“ gereicht hätte. Die Schützenhilfe, die vom tapferen Absteiger Chemnitz kam (4:2 gegen Rostock), ist den Blauen von schlappen Hachingern (0:4 in Duisburg) verwehrt geblieben. Wären die Löwen früh in Führung gegangen, hätten sie psychologisch Einfluss auf das komplexe Geschehen nehmen können, doch auch in einer defensiv geführten Anfangsphase waren es die Ingolstädter, die zuerst einen von zwei Lattenkrachern (Beister/24., Aaron Berzel/26.) verbuchen konnten. Spät sah der eingewechselte Herbert Paul Rot (80.), und mit dem 0:2 durch Eckert Ayensa (82.) war dann endgültig die Luft raus aus diesem nur anfangs spannenden Derby.

Selbiges galt nach dem Schlusspfiff für die meisten 1860-Akteure. „Ich werde in kein Loch fallen, aber ich bin froh, dass ich nicht mehr alle paar Tage ein Spiel coachen muss“, sagte Köllner, der in Erinnerung rief, dass sein Team als vormaliger Abstiegskandidat eine erstaunliche Saison hingelegt hat. „Wir haben 58 Punkte geholt, alles rausgehauen und uns top präsentiert. Das ist das, was zählt.“ Als Nächstes gehe es nun darum, „in Ruhe alles zu analysieren, sich zu erholen und zu schauen, wie es in Zukunft aussieht“.

Platz vier in der Rückrundentabelle ist der Maßstab, an dem Köllner und seine Löwen ab sofort gemessen werden. Trotz Hasan Ismaiks Darlehen soll sich der Etat auf ähnlichem Niveau einpendeln (3 bis 3,5 Mio.), die Kunst für die Sportliche Leitung wird darin bestehen, die Qualität des Kaders anderweitig zu erhöhen – durch Verschlankung (Paul, Weber und Owusu waren nicht nur am Samstag keine große Hilfe), Festigen der Hierarchie mittels neuer Verträge (für Mölders, Berzel, Dressel, Rieder) – und durch die eine oder andere Verstärkung. Speziell im Angriff sollte sich 1860 nicht darauf verlassen, dass Sascha Mölders mit bald 36 noch mal eine solch furiose Leistung (15 Tore, 15 Assists) abruft.

Mut macht ein Facebook-Post von Ismaik, der momentan klingt wie frisch in seine Löwen verliebt. „Meine Kollegen der Vereinsseite und ich werden 1860 schützen“, schrieb er am Freitag: „Das können wir versprechen. Wir schaffen es nur gemeinsam.“ Nach dem Spiel teilte er mit: „Es hat leider nicht gereicht. Trotz alledem sollten wir mit dem Erreichten zufrieden sein. In der neuen Saison greifen wir wieder an!“

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