Berlin – Schon direkt nach seinem Blitzrücktritt als Hertha-Coach hatte er selbst von einer „fragwürdigen Art und Weise“ gesprochen. Fünf Monate später bezeichnet Jürgen Klinsmann seine Flucht aus Berlin als Fehler. „Es tut mir sehr leid, wie mein Weggang von Hertha BSC zustande kam, nachdem wir sechs Punkte zwischen uns und den Relegationsplatz gelegt hatten“, sagte er in einem Interview. Mit den Vorstellungen über seine Rolle beim Hauptstadtclub lagen die Hertha-Bosse und der frühere Bundestrainer weit auseinander. Im Wintertrainingslager hatte Klinsmann signalisiert, dass er sich eine Ausweitung seines Engagements bei Hertha vorstellen könne. „Wir haben es damals in zehn Wochen leider nicht geschafft, zu einer schriftlichen Vereinbarung zu kommen“, erklärte er. Klinsmann war als Vertrauter von Investor Lars Windhorst als Aufsichtsrat zur Hertha gekommen und hatte dann vom glücklosen Ante Covic die Cheftrainer-Rolle übernommen.
Der frühere Weltklassestürmer trat nach nur elf Wochen als Trainer zurück. In der Winterpause hatte Hertha noch 80 Millionen Euro in neue Spieler investiert – so viel wie kein anderer Verein weltweit. Später gelangte ein Skript über von ihm skizzierte Missstände bei Hertha an die Öffentlichkeit. „In der Umsetzung meines Weggangs habe ich sicherlich Fehler gemacht und dafür möchte ich mich nochmals entschuldigen“, erklärte der Schwabe.
„Mir ist heute noch ein Rätsel, wie das an die Medien kam“, erklärte Klinsmann. In der internen Analyse seines 77-Tage-Jobs war von „Lügenkultur“ im Verein und „katastrophalen Versäumnissen“ vor allem auch von Manager Michael Preetz die Rede. Klinsmann verfolgt die Entwicklung beim Hauptstadtclub weiter intensiv. „Das Allerwichtigste ist, dass Hertha den Klassenverbleib geschafft hat und in der Bundesliga bleibt“, betonte Klinsmann, dessen Vater schon großer Hertha-Anhänger war. dpa