München – Anfang Mai ploppte im Handy von Snowboardcrosser Konstantin Schad (32) eine Videonachricht auf. Sein Freund und langjähriger Konkurrent Alex Pullin schickte ihm Grüße zum Rücktritt. Der Weltmeister von 2011 und 2013 war selbst kurz zuvor nach zwölf Jahren im Weltcup zurückgetreten. „Wir waren uns einig, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben und eine gute Zeit erlebt hatten“, erzählt Schad, der am 17. Februar 2007 gemeinsam mit „Chumpy“ sein Weltcupdebüt in Furano/Japan gefeiert hatte. Beide freuten sich auf die Zeit danach. Schad hat bereits eine kleine Familie, auch Pullin und seine Freundin, das australische Model Ellidy Vlug, dachten über Kinder nach.
Doch das Schicksal hatte andere Pläne. Pullin starb am Mittwoch bei einem Unfall beim Speerfischen nahe Palm Beach (Queensland). Andere Taucher fanden den Australier leblos am Meeresboden. Rettungsschwimmer transportierten den 32-Jährigen sofort mit einem Jetski an den Strand und versuchten 45 Minuten lang, ihn zu reanimieren. Ohne Erfolg. „Er hatte keine Sauerstoffmaske. Soweit wir wissen, tauchte er frei und fischte mit dem Speer auf dem Riff“, teilte die Polizei mit.
Schad erfuhr davon gestern Morgen um sechs Uhr am Telefon. „Dass Chumpy so aus dem Leben gerissen wird, ist hart. Er ist erst vor zwei Jahren an die Gold Coast gezogen und wollte es sich dort gut gehen lassen“, so Schad.
Neben dem Snowboardfahren schlug Pullins Herz fürs Surfen, Speerfischen und die Musik. Im Weltcup, den er 2011 und 2013 gewann, war er bei allen Fahrern beliebt. „Er war der ultimative Typ, ein Vollprofi, der mit allem im Einklang war. Einfach ein guter Mensch“, sagt Schad.
Der Verband Snow Australia reagierte „geschockt und traurig“ auf die Nachricht vom Tod des olympischen Fahnenträgers von Sotschi 2014. Ian Chesterman, Australiens Chef de Mission bei den vergangenen drei Winterspielen, sprach von einem „unglaublich traurigen Tag für uns alle“. Mit seinem zweiten WM-Triumph schrieb Pullin Sportgeschichte, nie zuvor hatte ein australischer Wintersportler seinen Titel verteidigt. Nur der Traum von Olympia-Gold blieb ihm verwehrt. Seine beste Platzierung erreichte er 2018 in Pyeongchang Platz sechs). Nachdem er in Sotschi (2014) das Finale nach einem Crash verpasste, sagte er damals dem „Herald“: „Wir fahren nicht für Geld oder Groupies, sondern wegen der Liebe für den Sport.“
Nach insgesamt neun Weltcupsiegen, darunter der 2017 in Feldberg, verlief die letzte Saison für Pullin nicht mehr nach Wunsch. „Er war mit dem Herzen schon nicht mehr dabei“, sagt Schad. Am Mittwoch gegen 10.40 Uhr Ortszeit hat das Herz dieses großartigen Sportlers in Palm Beach aufgehört zu schlagen. MATHIAS MÜLLER