Es wäre wahrscheinlich vermessen gewesen, in Köln schon einen Durchbruch zu erwarten. Die Manager der Handball-Bundesligisten waren schon ganz froh, sich nach Monaten der virtuellen Auseinandersetzung mal wieder leibhaftig gegenüberzutreten. Und doch war am Ende nur klar, dass bis zum geplanten Saisonstart im Oktober zwangsläufig vieles unklar bleiben wird.
Klar, alle Bemühungen werden vor allem darauf hinlaufen, dass den Handballern Geisterspiele im Stile der kürzlich zu Ende gegangenen Saisonentscheidung bei den Basketballern erspart bleiben. Im Schulterschluss mit der Deutschen Eishockey Liga (DEL) und der Basketball Bundesliga (BBL) haben die Ballwerfer ein Hygienekonzept entwickelt, das zumindest im kleineren Umfang Publikum in den Hallen gestatten würde. Ob es zur Anwendung kommt, wird sich wohl erst kurz vor dem geplanten Start erweisen. Der wirtschaftliche Spielraum, so viel ist klar, ist durch das gerade bewilligte Zuschusspaket des Bundes gewachsen. Und doch werden am Ende wahrscheinlich an jedem Standort andere Regeln gelten. Normalität, das war absehbar, ist etwas anderes. Aber das ist ein Preis, den die Handballer für eine baldige Rückkehr auf die Platte zu zahlen bereit sind.
Die Sache wird nicht einfacher durch das Mammutprogramm, dem die Ballwerfer entgegengehen. Die Liga ist auf 20 Teams gewachsen, in Pokal und Champions League werden die Trophäen gleich doppelt vergeben. Nicht zu vergessen WM und Olympia, die auf die Nationalspieler warten. Ob es schon die dringend benötigte Entlastung bringt, dass die 39 Clubs nun den direkten Vergleich über das Torverhältnis stellen und den Pokal auf das Finalturnier im Juni reduzierten, darf bezweifelt werden. Aber es ist zumindest eine Willensbekundung, die sportliche Aufarbeitung der Corona-Krise nicht über Gebühr auf dem Rücken der Profis auszutragen.
Ligachef Frank Bohmann betonte, dass es immer noch Szenarien gebe, bei denen einzelne Vereine die kommende Saison möglicherweise nicht überstehen. Das wäre ohne Zweifel eine echte Horrorvorstellung. Eine Spielzeit der Verletzungsserien allerdings wäre keine bessere. Ein Durchbruch ist den Bundesligisten bei ihrer Tagung in Köln noch nicht geglückt. Aber zumindest einen Anfang haben sie gemacht.
patrick.reichelt@ovb.net