München – In Deutschland muss man auf das Erlebnis von Spitzeneishockey bis November warten, erst dann – mit sechs Wochen Verspätung – will die Profiliga DEL in die Saison 2020/21 gehen. Doch der August, sonst der Monat für das lokale Vorglühen in belanglosen Testspielen, wird mit Eishockey gefüllt (zumindest über Pay-TV-Anbieter und Streaming-Portale): Die NHL, die beste Liga der Welt, nimmt die Corona-Saison wieder auf. Ab 1. August ermitteln 24 der 31 Clubs den Stanley-Cup-Sieger, halt unter Umständen, die der Pandemie geschuldet sind. Aber: Es ist Eishockey, und es fällt in eine Jahreszeit, die sportlich nicht so viel bietet. Und es ist auch nicht die einzige gute Nachricht aus dem Pucksport. NHL und Spielergewerkschaft schufen die Voraussetzungen für die Rückkehr ihrer Spieler zu Olympia.
Von 1998 bis 2014 hatte die NHL jeweils eine Pause eingelegt, um das Olympia-Turnier mit den Besten der Welt zu bestücken, im Schnitt 141 Spieler aus der NHL nahmen teil. Für Pyeongchang 2018 wurde keine Einigung erzielt, es scheiterte an Kosten- und Versicherungsfragen, zudem erschien der kleine südkoreanische Markt den Clubbesitzern nicht reizvoll genug. In einem Turnier ohne einen NHL-Spieler gewann Deutschland die Silbermedaille. Uneingeschränkte Freude – aber, so Toni Söderholm, der neue Bundestrainer: „Dass wir jetzt die Aussicht haben, dass die besten Spieler der Welt dabei sind, macht das Ganze noch spezieller.“ Schließlich wird Deutschland sich dann mit Leon Draisaitl, dem Top-Scorer der NHL, verstärken können. Der ließ umgehend wissen: „Olympia wäre das Größte für mich.“ Franz Reindl, Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) und denkbarer nächster Boss des Weltverbandes IIHF, weiß, dass „es schon noch hohe Hürden gibt“, bis die Teilnahme der Profis 2022 in Peking und 2026 in Mailand feststeht, aber die Beschlüsse aus Nordamerika wertet er als „starkes Signal“.
Am heutigen Montag beginnt in der NHL Phase 3 des Konzepts, die aktuelle Saison zum Abschluss zu bringen: Wiedereinstieg ins Mannschaftstraining vor – jedes Team in seiner Heimat. Am 26. Juli finden sich die Clubs dann in Edmonton und Toronto ein – also in Kanada, wo es mit Corona weniger schlimm ist als in den USA. Ab 1. August wird fast in Dauerschleife gespielt. Sechs Partien pro Tag stehen an.
Die besten je vier Vereine aus Westen (dabei auch Colorado mit dem Rosenheimer Torhüter Philipp Grubauer) und Osten sind für das Achtelfinale qualifiziert, sie spielen eine kleine Vorrunde, um die Platzierungen festzulegen. Die anderen 16 Mannschaften ermitteln in Best-of-Five-Serie die acht weiteren Playoff-Teilnehmer. Edmonton mit Leon Draisaitl trifft auf Chicago, die New York Islanders mit Torwart Thomas Greiss und Stürmer Tom Kühnhackl auf die Florida Panthers. Dabei auch noch Tobias Rieder (Calgary) und Korbinian Holzer (Nashville). Nicht zu den besten 24 Teams gehört Buffalo mit Dominik Kahun und Trainer Ralph Krueger. Ebenfalls draußen: Moritz Seider (Detroit), Marco Sturm (Co-Trainer Los Angeles).
Die Spieler müssen sich während des Turniers in Hochsicherheitszonen aufhalten, Zuschauer sind in Edmonton (dort dann auch die richtigen Playoffs) und Toronto nicht zugelassen. Arizonas Trainer Rick Tocchet kündigt an: „Begeisterung kommt nicht von der Menge – also werden wir sie auf der Bank erzeugen müssen.“