Berlin – Für das kleine Finale fehlte Tommy Haas die Kraft, doch was für ein Zugpferd der 42 Jahre alte Tennis-Ruheständler immer noch ist, bewies er bei den Einladungsturnieren in Berlin. Schon vor der mehr als achtbaren Halbfinal-Niederlage gegen den Weltranglistendritten Dominic Thiem auf dem früheren Flughafen Tempelhof machte Haas die kurzfristige Absage von Alexander Zverev für die Tennis-Woche in der Hauptstadt längst vergessen.
„Hut ab, Tommy war mit Sicherheit das I-Tüpfelchen auf der Veranstaltung“, sagte Turnierdirektorin Barbara Rittne, ehe der Österreicher Thiem mit 6:4, 6:2 gegen Talent Jannik Sinner aus Italien auch die zweite Veranstaltung gewann. Die Chefin des deutschen Frauentennis bewunderte die immer noch enorme Fitness des 2017 zurückgetretenen früheren Weltranglistenzweiten, der jedoch für das Spiel um Platz drei wegen einer Wadenverletzung passen musste.
Bei den Frauen sicherte sich Andrea Petkovic Rang drei mit dem 6:4, 7:6 (7:1)-Sieg über Jelina Switolina aus der Ukraine. Das Turnier gewann die Lettin Anastasija Sevastova: 3:6, 6:3, 10:5 gegen die Tschechin Petra Kvitova.
Ein viertes Match binnen einer Woche wäre für Haas zu viel gewesen. „Sobald es über eine Stunde geht, kann ich körperlich nicht mehr das rausholen, was ich möchte“, sagte er nach dem 6:7 (4:7), 3:6 gegen Thiem, der zwei Satzbälle des Seniors im ersten Durchgang abwehren musste. „Mein Respekt vor Tommy ist eh riesengroß, und der ist von Tag zu Tag gewachsen“, sagte Rittner. Auch Veranstalter Edwin Weindorfer schwärmte von einer unglaublichen Leistung, die Haas im Steffi-Graf-Stadion und im Hangar 6 des einstigen Airports erbracht habe. „Das haben wir uns alle nicht erwartet. Körperlich ist er jetzt durch für eine Woche, glaube ich“, sagte der Österreiche und lachte.
Der seit Jahrzehnten in den USA lebende Haas könnte künftig wieder mehr Zeit in Deutschland verbringen, wie er in einem Interview der „Bild“-Zeitung andeutete. Der seit Jahren in Los Angeles ansässige Vater zweier Töchter erklärte: „Ich würde es bevorzugen, wenn sie mal sechs Monate oder ein Jahr in Deutschland zur Schule gehen, Deutsch schreiben und lesen, die Kultur mitbekommen.“ Seine Schwester und seine Eltern leben in der Nähe von München.
Zverevs Absage für Berlin kommentierte Haas zurückhaltend: Es gebe immer Dinge, wo man sich frage, ob man das Richtige getan habe oder ob man etwas anders hätte machen können. dpa