Berlin – Das Bekenntnis von Präsident Thomas Bach zu einer weiteren Amtszeit und die anschließende Lobhudelei im IOC haben im deutschen Sport heftige Kritik ausgelöst. Dagmar Freitag, Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag, zeigte sich „erschüttert“, sie sprach von „devoten Ergebenheitsadressen. Die erinnern jedenfalls mich an das Gebaren von politischen Systemen, in denen überzeugte Demokraten eher nicht leben wollen“.
Bach hatte am Freitag auf der 136. Session des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) bekannt gegeben, dass er im nächsten Jahr für eine zweite Amtszeit bis 2025 zur Verfügung stehe. Die Mitglieder bejubelten anschließend die Entscheidung über eine Stunde lang und riefen Sätze wie: „Wir brauchen Sie“, „Keiner kann es besser“, „Bitte machen Sie weiter.“ Es gab kein Wort der Kritik.
Auch die deutschen Athleten zeigten sich im Anschluss unzufrieden. Sie fordern für den Prozess der Präsidentschaftswahl mehr Mitbestimmung bis hin zu einem direkten Wahlrecht für Top-Sportler. „Das höchste Amt im IOC sollte vor allem für Athletinnen und Athleten da sein. Bei der Wahl haben sie aber noch nicht genug Mitbestimmungsrechte“, teilte der Verein Athleten Deutschland mit. Bislang wird der Präsident im IOC traditionell von den Mitgliedern der Vollversammlung gewählt, in der auch die Athletenkommission vertreten ist. Das ist dem Verein Athleten Deutschland aber zu wenig. Der Kandidat für die künftige Führung im IOC sollte sich „direkt im demokratischen Wettstreit der Ideen bei den Athleten bewerben“ und „sich einer fairen und demokratischen Wahl stellen“, hieß es.
Ein Demokratieverständnis, das Bach zu weit gehen dürfte. Das Verhältnis zu den 100 Mitgliedern im Ringeorden (neu aufgenommen wurde Leichtathletik-Weltverbandspräsident Sebastian Coe) kann er noch gut pflegen. Wie gut er das macht, wurde am Freitag deutlich. Der erste deutsche IOC-Präsident kann fest davon ausgehen, dass er im kommenden Jahr in seinem Amt bestätigt wird.
Während das IOC für die Bach-Huldigungen viel Kritik einstecken musste, wurden die Fortschritte bei der Vorbereitung der verlegten Olympischen Spiele von Tokio gelobt. Trotz der wegen Corona schwierigen Lage bestätigten die Organisatoren von Tokio, dass die Verträge mit allen 42 Wettkampfstätten, mit dem Olympischen Dorf und dem Convention Center für die Medienzentren gesichert seien. sid