München – Rein theoretisch wäre es gestern schon wieder losgegangen. Denn ursprünglich waren beim FC Bayern nur zwölf Tage Urlaub geplant. Erst, als als der DFB-Pokal in der Kabine des Berliner Olympiastadions von Profi zu Profi gereicht wurde, schenkte Trainer Hansi Flick seinen Double-Siegern einen Bonus-Tag. 13 Mal Ausschlafen aber muss nun wirklich reichen. Ab heute geht es wieder los. Sommer, Sonne und Strand gibt es bis mindestens Ende des Jahres nicht mehr.
„Ich freue mich, mich mit der Mannschaft aufs nächste Ziel vorbereiten“, hatte Flick vor der kurzen Auszeit gesagt. Ähnliche Worte wird der 55-Jährige heute an die Mannschaft richten, womöglich wird er auch das Wort „Triple“ erwähnen. Ein persönliches Treffen ist allerdings nur im Rahmen des ersten von drei Corona-Tests an der Säbener Straße vorgesehen, die bis zur Rückkehr ins normale Mannschaftstraining absolviert werden müssen. Ab morgen dann laufen die Einheiten zunächst wie während des Lockdowns: Als Cyber-Einheiten, von Fitness-Chef Holger Broich angeleitet, von Motivator Flick unterstützt. Das Equipment – Laufräder, Fitness-Tracker, kleine Trainingsutensilien – haben die Spieler längst zu Hause. Bis Mittwoch wird also in den eigenen vier Wänden geschwitzt, ehe vom Donnerstag bis Samstag Training in Kleingruppen ansteht.
Damit haben Leroy Sané und Niklas Süle bereits in der vergangenen Woche begonnen. Trotzdem wird die Woche auch für die beiden fleißigen Urlaub-Verzichter Neuerungen bringen. Sané wird heute – zumindest virtuell – das erste Mal mit seinen neuen Kollegen trainieren, für Süle beginnt der Endspurt für sein Vorhaben, zum Start der Champions League am 8. August bei alter Stärker zu sein. Der Nationalspieler wird auch sicher am Mannschaftstraining teilnehmen, das ab Sonntag ansteht. Wie es dann für Sané, die Neuzugänge Tanguy Nianzou und Alexander Nübel sowie Rückkehrer Adrian Fein weitergeht, wurde in der Pause ausgetüftelt. Wahrscheinlich ist, dass sie dem Mannschaftstraining fernbleiben. Flick: „Wenn wir uns auf die Champions League vorbereiten, werden wir das Team splitten.“
Die Vorbereitung wird intensiv – und muss viele Interessen bedienen. Sportlich geht es darum, körperlich wieder topfit zu werden. Gleichzeitig aber muss Flick versuchen, seinem Team die im Vergleich zu zahlreichen Champions-League-Konkurrenten fehlende Wettkampfhärte anzueignen. Zudem sind die Bayern darum bemüht, die abgesagte PR-Tour in China – zumindest so weit wie in Corona-Zeiten möglich – in München zu ersetzen. Unter dem Namen „Audi Digital Summer Tour“ startet am 25. Juli das Pilotprojekt, bei dem der Club und seine Stars für Fans auf der ganzen Welt über digitale Plattformen erlebbar sein sollen. Virtuelle Autogrammstunden sind geplant, unter anderem Karl-Heinz Rummenigge wird sprechen. Intern hat die Tour großen Stellenwert.
Auch ein Testspiel am 31. Juli ist geplant, der Gegner wird noch bekannt gegeben. Ohnehin hat Flick ja schon den FC Chelsea im Kopf. Auch die Herangehensweise an die heiße Saisonphase ist intern übrigens ein großes Thema: Offiziell geht es laut Flick ja immer „ums nächste Spiel“, der 3:0-Vorsprung aus dem Achtelfinal-Hinspiel ist aber so ein großes Polster, dass auch mögliche spätere K.o.-Gegner wie der FC Barcelona, Real Madrid, Juve und ManCity schon analysiert werden. Es wartet: Viel Arbeit. Aber die Energiespeicher sind ja auch voll.