München – Der FC Bayern wurde seit 2013 immer Meister. Hätte es wer verhindern können? „Der FC Schalke hätte in der Zwischenzeit wahrscheinlich Deutscher Meister werden können“, sagte neulich im Achter-Titel-in-Folge-Rausch Karl-Heinz Rummenigge, „wenn sie diese und viele weitere Spieler, die sie in ihrer Nachwuchsabteilung erstklassig ausgebildet haben, hätten halten können. Der Fundus ihrer Nachwuchsarbeit ist einer der besten in ganz Deutschland.“
Gut, dass Schalke seine jungen Stars eben nicht halten konnte, darauf hatten Rummenigges Bayern durchaus Einfluss, schließlich sind Manuel Neuer (2011), Leon Goretzka (2018) und nun Alexander Nübel den direkten Weg von Gelsenkirchen aus zu ihnen gegangen, Leroy Sané kam über den Umweg Manchester City. Aber der Münchner Vorstandsvorsitzende dürfte Recht haben. Zumindest könnte der FC Schalke 04 jetzt einen wunderbaren Kader haben.
Tor
Die Münchner Konstellation mit Manuel Neuer und Alexander Nübel gäbe es auf Schalke. Neuer wäre weiterhin Mitglied bei den Ultras. Die würden es ihm, der treuen Seele, auch nachsehen, dass er manchmal mit Clemens Tönnies Arm in Arm singt.
Abwehr
Was wären sie stolz auf Joel Matip! Vor vier Jahren widerstanden die Königsblauen der Versuchung, ihn an Liverpool zu verkaufen, 18 Millionen lagen auf dem Tisch. Matip feiert nun Jubiläum: zwei Jahrzehnte Schalke. Als Achtjähriger kam er in die Jugend von 04.
Benedikt Höwedes wäre einer von vier Spielern, die auch für Schalke 2014 Weltmeister wurden. Okay, er ist nicht mehr taufrisch, erlebte viele Verletzungen, doch Schalke hat einige Innenverteidiger in der Hinterhand: Marvin Friedrich biss sich im eigenen Verein durch und ging nicht zu etwa Union Berlin, Kaan Ayhan würde heute wie mancher Schalker in Düsseldorf wohnen, aber gewiss nicht für die dortige Fortuna spielen.
Außenverteidiger: Thilo Kehrer und Sead Kolasinac könnten genauso gut für große Clubs im Ausland wie Paris St. Germain oder den FC Arsenal in London spielen, wenn sie das wollten. Einer der begehrtesten Schalker Spieler könnte aktuell Philipp Max sein. Als Sohn der Vereinslegende Martin Max weiß er, wo er hingehört. Was sollte ein solcher Spieler sich an einen Club wie Karlsruhe oder Augsburg verschwenden?
Mittelfeld
Da würde der Konkurrenzkampf toben. Die alten Platzhirsche wären schon über 30: Mesut Özil, dessen Berufung in den Profikader mit 17 damals darauf zurückzuführen war, dass Borussia Dortmund mit Nuri Sahin den Jugendstil ausgerufen hatte. Ivan Rakitic ist anders als Özil kein Absolvent der Knappenschmiede, aber man holte ihn blutjung aus der Schweiz. Er ist einer, der auch das Zeug dazu hätte, mit Barcelona die Champions League zu gewinnen. Das Mittelalter repräsentiert Julian Draxler, der vierte Schalker Weltmeister neben Neuer, Höwedes und Özil. 2014 machte Max Meyer sein erstes Länderspiel, in den WM-Kader schaffte er es noch nicht, doch schon damals zeichnete sich ab, was sein Berater Roger Wittmann fünf Jahre später sagen würde: „Weltklassespieler.“ Vater Meyer ist stolz auf ihn, zeigt das auch, wenn er im Lambo durch Gelsenkirchen fährt. Mit Leon Goretzka verfügt Schalke neben Meyer vor allem über körperliche Power. Für einen wie Weston McKennie, der aus Dallas in die königsblaue Jugend gewechselt war, würde es bei diesem Mittelfeld-Überangebot wohl keine Zukunft geben.
Angriff
Leroy Sané ist das Prunkstück. Durchgestartet aus der eigenen Jugend, der Vater hat schon in der Region gespielt. So ein Junge ist heimatverbunden, der entwickelt keine Flausen, der geht nicht weg. Natürlich bräuchte Schalke vorne noch einen zweiten Kracher. Aber kein Problem: Da diese Wundertruppe aus Norbert Elgerts Knappenschmiede sich Jahr für Jahr für die Champions League qualifiziert, hätte sie da auch mal jemanden dazukaufen können. Robert Lewandowski hätte es nicht weit gehabt von Borussia Dortmund. Sané und Lewandowski in einem Team mit Goretzka und Neuer – was für eine Vorstellung.
Hört auf Kalle Rummenigge: Der FC Schalke 04 hat Meisterpotenzial. Wer seine Spieler selbst heranzieht, braucht nicht das große Geld, um gut zu sein.