Neustart mit politischer Botschaft

von Redaktion

NHL und NBA setzen bei der Saison-Fortsetzung ein deutliches Zeichen gegen Rassismus

Edmonton/Orlando – Die größte Aufmerksamkeit galt denen, die sich anders verhielten. Matt Dumba zum Beispiel. Der Verteidiger der Minnesota Wild, stand am Samstagabend beim Restart der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga NHL in Edmonton im Mittelpunkt. Besser gesagt: Er kniete. Während die Botschaft „End Racism“ über die Videoleinwände flimmerte, kniete Dumba, einer der wenigen schwarzen Spieler der Liga, als erster NHL-Spieler während der US-Hymne. Der Kopf der Hockey Diversity Alliance hielt eine emotionale Rede. „Rassismus ist überall, und wir müssen dagegen kämpfen. Ich hoffe, das inspiriert eine neue Generation Hockeyspieler und -fans, weil schwarze Leben zählen“, sagte er.

Im fernen Orlando sorgte Jonathan Isaac auf ganz andere Weise für Aufsehen, weil er genau das nicht tat. Der Forward der Orlando Magic blieb vor dem Spiel gegen die Brooklyn Nets während der Hymne stehen und trug auch nicht das Shirt mit dem Schriftzug „Black lives matter“ (Schwarze Leben zählen), das das Bild der Auftakttage beim Neustart der Basketball-Liga NBA bestimmt hatte.

Sportlich verlief der Neustart zumindest für die deutschen Akteure durchwachsen. Während Maxi Kleber (Dallas) und Daniel Theis (Boston) ihre ersten Spiele verloren, gab es zumindest für Dennis Schröder einen Sieg. Der Nationalspieler steuerte zum 110:94 seiner Oklahoma City Thunder gegen Utah Jazz immerhin 13 Punkte bei.

Für Eishockey Superstar Leon Draisaitl gab es dagegen Ernüchterung. Der MVP-Kandidat sammelte zwar erneut ein Tor und zwei Assists – am Ende kassierte er mit seinen Edmonton Oilers aber eine kaum erwartete 4:6-Niederlage gegen Chicago. Immerhin feierten Tobias Rieder mit Calgary (4:1 gegen Winnipeg) und New York Islander Tom Kühnhackl (2:1 gegen Florida) erste Erfolgserlebnisse.

Die Fortsetzung in den amerikanischen Profiligen hatte den erwarteten politischen Beiklang. NHL wie NBA hatten sich schon im Vorfeld offen mit den Protestbewegungen solidarisiert, die sich nach dem Tod des Afro-Amerikaners George Floyd durch Polizeigewalt gegründet hatten. NBA-Chef Adam Silver hatte unter anderem die Regel, die das Stehen bei der Nationalhymne einfordert, außer Kraft gesetzt. Die NHL stellte ihr Turnier in Edmonton und Toronto unter die Botschaft: „We skate for Black Lives“. Im Gegensatz zu den knienden Basketball-Profis hatten sich die NHL-Teams aber darauf verständigt, gemeinsam stehen zu bleiben und stattdessen ihre Arme zu verschränken.

Jonathan Isaac musste sich derweil in Orlando für seine Verweigerung unangenehmen Fragen stellen. Ob er denn nicht glaube, dass schwarze Leben zählen, wurde der 22-Jährige nach der Partie gefragt. Und reagierte souverän. Der Kniefall und das Black-lives-matter-Shirt sei für ihn nicht die Antwort. „Für mich werden schwarze Leben durch den Gospel unterstützt“, sagte Issac. Während seine Kollegen knieten, habe er gebetet. Spurs-Trainerlegende Gregg Popovich, der selbst stehen blieb, verstand es. „Jeder muss eine persönliche Entscheidung treffen“, sagte er.  dpa/mm

Artikel 1 von 11