Die Botschaft lautet „Zurück auf dem Eis“

von Redaktion

Wie das erste richtige Training beim EHC München ablief – und was es für die Beteiligten bedeutete

VON GÜNTER KLEIN

München – Das Training beim EHC München ist eigentlich nie öffentlich. Aber jetzt gerade kann man Einblicke gewinnen. Einfach von der Seite der Olympiaeishalle am Münchner Oberwiesenfeld nähern – hinter der hohen Fensterfront sieht man die EHC-Cracks an den Kraftgeräten werkeln. Die hat man aus den engen Katakomben nach oben geschafft, sie stehen vor den geschlossenen Imbissbuden, im Umlauf der Halle. Dort fällt es leichter, Abstand zu halten voneinander.

Man befindet sich eben in einer Pandemie, das hat auch im Eishockey einiges verändert. Patrick Hager, der Kapitän des EHC, pendelt derzeit nicht mit der von ihm eigentlich bevorzugten Bayerischen Oberland-Bahn (BOB) zwischen Wohnsitz im Raum Rosenheim und Arbeitsplatz in München, sondern mit dem Auto, weil dazu im Hygienekonzept des deutschen Eishockeys geraten wird. „Am Eingang haben wir Temperaturkontrolle und in der Kabine immer einen von zwei Plätzen frei“, so Hager. Es gibt auch „eine App, über die wir unser Wohlbefinden mitteilen“. Würde es einem nicht gut gehen, er bliebe zuhause – kein Thema. „Jeder muss diese Veränderungen verinnerlichen, ich hoffe, es entsteht eine gewisse Normalität“, sagt Hager. „Am wichtigsten ist: Wir sind zurück auf dem Eis.“

Das ist seit gestern der Fall. Da haben die Münchner Spieler nicht nur Gewichte gelupft, sondern die Ausrüstung angezogen, sind geskatet, haben gepasst, geschossen, ein bisschen gespielt. Ohne Körperkontakt, ohne Aggressivität – aber das hatte nichts mit etwaigen Corona-Einschränkungen zu tun. „Wir hätten auch Zweikampfübungen machen können, Kontakt ist erlaubt“, erzählt Patrick Hager, „aber einige Jungs waren am 8. März letztmals auf dem Eis. Wenn wir da gleich das volle Programm mit Sprinten, Bremsen, Drehen fahren, kannst du dich die nächsten Tage nicht mehr rühren.“ Es ging um Wiedereingewöhnung und darum, mit der teils neuen Ausrüstung vertraut zu werden. Es waren auch noch nicht alle da. Cheftrainer Don Jackson hat sich zur Betreuung seiner kranken Frau noch einmal in die USA begeben, das Training leiteten sein Assistent Steve Walker und Niklas Hede (zu Zweitligazeiten EHC-Spieler, nun Director of Development). Vom spielenden Personal waren Derek Roy (Vater geworden, gerade aus Nordamerika zurückgekehrt), Bobby Sanguinetti (aus privaten Gründen noch drüben) und Justin Schütz (Unterkörperverletzung) nicht vertreten, dafür als Gast NHL-Spieler (Buffalo) Dominik Kahun.

Intern wurde auf Zach Redmond geachtet, den Verteidiger-Neuzugang aus den USA. Und obwohl ja alles noch verhalten angegangen wurde, ergaben sich erste Erkenntnisse. Yannic Seidenberg, routiniertester Spieler des EHC, fand, „dass Redmond einen guten Eindruck gemacht hat, er ist eine passende Ergänzung. Vorne im Sturm werden unsere jungen Spieler noch reifer sein, der Kader dürfte noch mehr Tiefe haben.“

Trainiert wird beim EHC noch nicht in voller Intensität, denn der Saisonstart (Champions League im Oktober, DEL im November) ist weit; an jedem vierten Tag wird pausiert. Doch es geht mit der August-Präsenz vor allem darum, ein Zeichen zu setzen. Patrick Hager: „Wir haben gezeigt, dass Mannschaftstraining möglich ist, wenn man die Richtlinien einhält. Es hilft, wenn erste Mannschaften aufs Eis zurückkehren. Besser, als wenn alle im Urlaub sind.“ Hager weiß: Wenn gespielt wird, wird’s „eine Mammutaufgabe. Aber was ist die Alternative?“

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