Saison der verpassten Chancen

von Redaktion

Bayer will Lehren ziehen – wohl ohne Havertz, dessen Wechsel bevorsteht

Düsseldorf – Die Spekulationen um seinen heiß begehrten Ausnahmefußballer nahm Peter Bosz mit trockenem Humor: „Ja, ich kann euch mitteilen, dass Kai Havertz nächstes Jahr bei Heracles Almelo spielt“, sagte der Leverkusener Trainer auf die Frage, ob das Europa-League-Aus gegen Inter Mailand das letzte Spiel des deutschen Nationalspielers für Bayer gewesen sei. Der Scherz des Niederländers mit dem Club aus seiner Heimat, der anders als der FC Chelsea und andere europäische Fußball-Schwergewichte nicht als möglicher neuer Arbeitgeber für Havertz infrage kommt, konnte den Bayer-Frust nach einer Saison der verpassten Chancen jedoch nicht verdecken.

„Wenn man am Ende mit leeren Händen dasteht, ist man natürlich enttäuscht“, sagte Bosz nach dem 1:2 gegen die wuchtigen Italiener um Sturm-Kante und Torschütze Romelu Lukaku. „Es war das letzte Spiel, jetzt ist es vorbei. Jetzt realisiert man die Enttäuschung.“

Auch die wohl längste Spielzeit der Vereinsgeschichte, die auf den Tag genau ein Jahr zuvor mit dem 4:1 im DFB-Pokal bei Alemannia Aachen begonnen hatte, endete trotz einiger toller Auftritte und aufregendem Offensivfußball wieder ohne Titel und größere Erfolge. Im DFB-Pokalfinale scheiterte Bayer 04 am FC Bayern, in der Bundesliga verpasste die Werkself die Champions League auf Rang fünf knapp und den Traum vom Europa-League-Titel am Rhein beendete Inter im Viertelfinale am späten Montagabend.

„Wir haben eine gute Entwicklung gemacht dieses Jahr, haben guten Fußball gespielt, aber es verpasst, uns zu belohnen“, brachte es Kapitän Lars Bender auf den Punkt. Die Qualifikation für die Europa League ist für den Defensivmann nur ein „schwacher Trost“. Bender blickte aber auch schon nach vorne: „Das sollte das Ziel sein für den ganzen Verein im nächsten Jahr: Wieder so weit zu kommen – und einen Schritt weiter zu machen.“

Der letzte große Triumph liegt schon 27 Jahre zurück: 1993 gewann Bayer den DFB-Pokal. „Wir müssen beim nächsten Mal so weit sein, dass wir diese Begegnungen dann auch gewinnen“, sagte Jonathan Tah mit Bezug auf die entscheidenden Partien. Rund zwei Wochen haben die Profis Urlaub, dann folgen Leistungstests und die Vorbereitung auf 2020/21.

Ob Leverkusens bester Spieler dann noch mithilft, ist nach wie vor sehr fraglich. Havertz soll vor einer Einigung mit dem FC Chelsea stehen. Einen Wechsel vor dem letzten Saisonspiel hatte Bayers Sport-Geschäftsführer Rudi Völler ausgeschlossen. Da dieses nun vorbei ist, könnte in den Wechsel-Poker nun schnell Bewegung kommen. Die Niederländer nahmen Bosz’ Vorlage übrigens gerne auf – und begrüßten Havertz scherzhaft in den sozialen Medien: „Herzlich willkommen, Kai“.  dpa

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