Washington – David Bada schuftet aktuell täglich für seinen Traum. Vor kurzem hat der Münchner seinen Rookie-Vertrag beim Washington Football Team unterschrieben. Im Trainingscamp muss sich der gelernte Heizungsinstallateur nun von frühmorgens bis spätabends beweisen, um am Ende einen Platz im 53er-Kader zu erhalten. Der 25-Jährige Defensivspieler sprach mit unserer Zeitung am Telefon über das harte Training in der NFL, wie Football sein Leben verändert hat und wie die aktuellen Rassismus-Konflikte im Team thematisiert werden.
David Bada, vor kurzem haben Sie Ihren Rookie-Vertrag bei Washington unterschrieben. Was war das für ein Gefühl?
Es war ein unglaubliches Gefühl. Man sieht seinen Namen auf dem Vertrag und weiß, dass man eine große Chance erhält. Ich beginne gerade erst, das alles richtig zu realisieren. Mein Weg war bisher unfassbar und motiviert mich für die Zukunft.
In der Gegenwart stehen die Trainingscamps an. Wie sieht Ihr Alltag aus?
Ich stehe aktuell um 6 Uhr auf, frühstücke im Hotel und fahre zum Trainingsgelände. Über den Tag verteilt haben wir Positionstrainings, Einheiten für die Specialteams und virtuelle Meetings, in denen taktische Sachen besprochen werden. Ich bin meist erst um 22 Uhr daheim und falle dann einfach nur noch ins Bett. Der Trainingsalltag ist brutal anstrengend.
Welche Sicherheitsvorkehrungen gibt es bezüglich des Coronavirus?
Wir haben sehr strenge Vorschriften. Jeden Tag haben wir ein Teammeeting, in dem wir über die aktuellen Corona-Entwicklungen informiert werden. Zudem werden wir täglich getestet und haben einen Tracker, der Töne von sich gibt, wenn wir zu nah an einer anderen Person stehen. Auch die Familienmitglieder können unseren Ärzten jederzeit Fragen über Corona stellen. Zudem gibt es ein striktes Strafregister, wir müssen immer angeben, wo wir uns befinden und dürfen beispielsweise nicht feiern gehen.
Wie liefen die ersten Trainings ab?
Das NFL-Training ist eine ganze andere Welt. Die erste Woche war richtig krass. Du kommst auf das Spielfeld und musst auf jedes Zucken der Offensivspieler reagieren. Das sind Maschinen, die rauschen an dir vorbei. Du musst dir so viele Spielzüge merken, das Playbook ist wirklich wie ein richtiges Buch mit hunderten Seiten. Es gibt so viele verschiedene Formationen auf dem Feld, die je nach Spielsituation verwendet werden. Anfangs war mein Kopf nach jedem Training matschig, ich musste Tabletten gegen die Kopfschmerzen nehmen.
Welche Rolle spielt der Football in Ihrem Leben?
Ich habe dem Football so viel zu verdanken. Meine Ausbildung lief zuerst ziemlich schlecht, durch Football habe ich Disziplin gelernt. Es waren Lektionen für das ganze Leben. Ich habe gelernt, mich durchzubeißen. Auf dem Spielfeld und im Alltag.
Ihre Karriere haben Sie ja bei den Munich Cowboys begonnen.
Ich bin den Munich Cowboys ewig dankbar. Ich habe dort so viel gelernt. Viele Trainer, die mich in der Jugend trainiert haben, sind heute noch im Verein. Sie haben mir den Weg geebnet. Sobald sie wieder spielen und ich in München bin, werde ich mir noch mal ein Spiel von ihnen anschauen und sie anfeuern. Mein Herz hängt an München, meine ganze Familie lebt dort.
Zuletzt stand Ihr aktueller Verein im Fokus, da aus den Washington Redskins das Washington Football Team wurde.
Die Namensänderung unseres Vereins habe ich begrüßt. Wenn sich Menschen davon angegriffen fühlen, ist es notwendig, etwas zu ändern.
Das Thema Rassismus spielt aktuell auch im Sport eine große Rolle. Die NBA hat zuletzt beim Neustart deutliche Zeichen gesetzt.
Ich merke, dass es eine Veränderung gibt. Wir haben häufig Teammeetings, in denen wir über Rassismus und die Gesellschaft reden. Wir haben auch einen extra Ansprechpartner im Verein für dieses Thema. Ich wurde auch nach meinen Erfahrungen in Deutschland gefragt.
Was haben Sie erzählt?
Ich musste natürlich in Deutschland auch unschöne Erfahrungen machen, wurde rassistisch beschimpft und musste mich Anfeindungen aussetzen. Aber ich habe meinem Team erzählt, dass es auch in Deutschland aktuell viele Demonstrationen gegen Rassismus gibt. Dass sie sich nicht alleine fühlen brauchen. Nicht nur die Stars in der NBA setzen ein Zeichen. Wir müssen alle zusammen für eine bessere Welt kämpfen. Für mehr Akzeptanz und Toleranz.
Interview: Nico-Marius Schmitz und Julian Nett