München – Das Auswärtige Amt warnt wieder vor Reisen nach Katalonien, die Formel 1 gastiert am Wochenende trotzdem in Barcelona. Ein Problem sieht darin niemand. „Corona gibt es doch nicht nur in Spanien. Wir müssen einfach vorsichtig sein“, sagt Max Verstappen, und Lewis Hamilton verweist auf den Erfolg des Hygienekonzepts: „Ich bleibe in meiner Blase, habe weiterhin nur mit ein paar wenigen Menschen direkt zu tun. Ich komme am Flughafen an, fahre zu meinem Motorhome an der Strecke. Und dort bleibe ich für vier Tage.“
25 000 Tests hat die Formel 1 seit dem Auftakt ihrer Geister-Saison Anfang Juli durchgeführt, darunter waren nur drei positive Fälle – und nur ein prominenter: Der Mexikaner Sergio Perez setzte zuletzt die beiden Rennen in Silverstone aus, in Barcelona wird er im Racing-Point-Cockpit zurückerwartet. Das bedeutet für Nico Hülkenberg zugleich das Ende seines Kurz-Comebacks.
Der Favorit ist Mercedes. Eigentlich. Denn das kommende Wochenende dürfte mal wieder eine der wenigen Ausnahmen bilden. Schon in Silverstone am vergangenen Sonntag schnappte Red-Bull-Star Max Verstappen den Silberpfeilen den Sieg weg, der Grund unter anderem: Heißer Asphalt. In Barcelona dürfte es nun mindestens genauso warm sein – und daher fürchtet man bei Mercedes, dass die Reifen am W11 erneut besonders stark leiden. Das Team müsse dieses Problem schnellstmöglich verstehen, sagt der leitende Mercedes-Ingenieur Andrew Shovlin, „damit wir nächsten Sonntag nicht schon wieder dumm aussehen.“ Im Klassement beträgt der Vorsprung von Hamilton auf Verstappen noch 30 Punkte. Werden die Reifen zum Dauerthema, könnte sich das aber ändern. Etwas ändern muss sich auch bei Ferrari. Immerhin bekommt Sebastian Vettel beim sechsten Saisonrennen (Sonntag, 15.10 Uhr, RTL und Sky) ein neues Fahrgestell. Simone Resta dämpfte aber gleich die Hoffnung, dass damit der Grund für die Probleme gefunden ist: Der Schaden habe im Zweifel „keinen großen Effekt auf die Performance“, so der Chef-Ingenieur.
Kritik für die letzten Auftritte bekommen die Italiener aus den eigenen Reihen. „Ferrari ist nicht mehr das Ferrari, das ich noch vor vielen, vielen Jahren kannte“, ärgert sich Luca di Montezemolo (72), der Vettel 2015 als Präsident zu Ferrari holte. Er habe seinerzeit mit Ross Brawn, Rory Byrne und Stefano Domenicali ein Team aufgebaut. „Jetzt sehe ich nur eine Person, Mattia Binotto, der Todt, Brawn und Domenicali in einer Person vereint.“ Deshalb glaubt er sei Binotto überfordert: „Selbst wenn du Supermann wärst, kannst du nicht zeitgleich Teammanager, Technischer Direktor, der Verantwortliche für die Politik und derjenige, der die Fahrer betreut, sein.“
Montezemolo glaubt: „Die Entscheidung, mit Sebastian nicht zu verlängern, hat man zu früh getroffen.“ Für 2021 hofft Vettel weiter auf ein Cockpit bei der Konkurrenz und sollte daher zeigen, was er weiterhin zu leisten im Stande ist. Ein Tiefpunkt wie nun in Silverstone hilft da nicht. Dass der Ferrari momentan kein Siegerauto ist, hat sich zwar herumgesprochen, aber Leclerc wurde in den beiden England-Rennen Dritter und Vierter – während Vettel weder im Qualifying noch im Rennen über Rang zehn hinauskam.