Dieser verflixte Fluch

von Redaktion

Bayern scheiterte zwischen 2014 und 2018 immer an spanischen Teams – das soll sich ändern

VON HANNA RAIF

München – „Zerschreddert“, das war nur eines der Worte, die am 2. Mai 2013 in den Zeitungen Europas geschrieben wurden. „Welch eine Demütigung!“, stand woanders, von einem „Statement der deutschen Macht“ wurde in England berichtet. Thomas Müller nahm all das aber auf dem Rückflug aus Barcelona nicht zur Kenntnis. Die Augen waren schnell zu im Flieger, denn der Abend zuvor war anstrengend gewesen. „Auf nüchternen Magen“ hatte der Torschütze zum 3:0-Endstand im damaligen Halbfinal-Rückspiel gegen den FC Barcelona noch auf dem Rasen des Camp Nou „ein Bierchen getrunken“. Auf das 7:0! Auf sich! Auf den FC Bayern! Vollkommen verdient.

Es gibt sie im Fußball, diese magischen Nächte, an die man sich ewig erinnert. Das ist bei der „Mutter aller Niederlagen“ 1999 und beim „Finale dahoam“ 2012 beim FC Bayern auf schmerzhafte Weise so gewesen. Und an diesem Abend rund drei Wochen vor dem Finaltriumph von Wembley auf berauschende. Schon nach dem 4:0 im Hinspiel von München – Tore: Müller, Gomez, Robben, Müller – hatte Karl-Heinz Rummenigge gesagt: „Es ist wie ein Traum.“ Eine Woche später fühlte sich der Boss gar erinnert „an die große Beckenbauer-Müller-Zeit“. Die Bayern – besser als die jahrelange Übermannschaft. Man sah da eine ganz große Ära beginnen. Doch dann kam: der Spanien-Fluch. 2014, 2015, 2016, 2017, 2018.

Man erinnert sich noch gut, als die Bayern vor zweieinhalb Jahren nach Sevilla aufbrachen. Beim dortigen FC stand das Viertelfinale an, und das Duell schien wie gemacht, um dieses blöde Laster nach den schmerzhaften K.-o.-Runden gegen Real Madrid (2014/Halbfinale), Barca (2015/Halbfinale), Atletico (2016/Halbfinale) und erneut Real (2017/Viertelfinale) endlich zu beseitigen. Rummenigge gab sich nicht allzu optimistisch, die Vergangenheit spukte auch in seinem Kopf. Tatsächlich kamen die Bayern aber mit einem 2:1 zurück nach München und durch ein 0:0 im Rückspiel weiter. Ins Halbfinale, wo dann Real wartete. Ergebnis nach Hin- und Rückspiel: 3:4. Madrid gewann später die Champions League.

So oft so nah dran gewesen ist der Rekordmeister seit 2013, „vom Gefühl her“, sagt Müller, hätte er öfter in einem Finale stehen und, ehrlich gesagt, auch diesen Henkelpott mehr als bisher ein Mal in den Händen halten müssen. Die Spanier hatten etwas dagegen oder – das ist jetzt Auslegungssache – die Bayern zu viel Respekt vor den großen Teams der „La Liga“. Als besonders schmerzhaft ging die Ära Pep Guardiola in die Geschichte ein: 2014 gegen Real war es deutlich (0:5), 2015 gegen Barcelona (3:5) schon besser. 2016 hätte Müller gegen Atletico (2:2) nur vom Punkt treffen müssen, um dem spanischen Coach ein Erfolgserlebnis gegen seine Landsmänner zu bescheren. Unter Carlo Ancelotti zwang man Real 2017 immerhin in die Verlängerung. Ein Jahr später hatte Triple-Coach Jupp Heynckes gegen Real (3:4) kein Glück.

Die spanische Dominanz auf das Champions-League-Sieg-Abo (2014–2018) hat immerhin der FC Liverpool im Vorjahr schon gebrochen. Und die Bayern kennen vor der Partie gegen den FC Barcelona an diesem Freitag (21 Uhr) auch die entscheidende Statistik: Derjenige, der dieses FCB-FCB-Duell für sich entscheidet, holt den Henkelpott. Das war schon immer so. Und soll – anders als dieser verflixte Fluch – auch gerne so bleiben.

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