„Man darf Barca nicht für tot erklären“

von Redaktion

Experte Giménez sieht Bayern als Favorit, aber Barcelona von Matthäus angestachelt

VON SANTI GIMÈNEZ

Barcelona – In Katalonien werden wir dieser Tage Zeugen eines Generationenkonflikts. Auf der einen Seite die betagten und traditionell skeptischen Barca-Anhänger, die die tristen Jahre des Clubs miterlebt haben und sich zeitweise nur an Triumphen im Europapokal der Pokalsieger erfreuen durften. Auf der anderen die jüngeren Fans, die Zeugen der glorreichsten Epoche der Vereinsgeschichte sind.

Dementsprechend geht es zwischen ihnen hin und her vor der ersten Partie seit langer Zeit, in der Barcelona nicht als Favorit in den Ring steigt: Die ältere Garde befürchtet kommenden Freitag in Lissabon das Schlimmste, die jungen Wilden klammern sich an den Mythos Messi und halten es für möglich die Mannschaft zu schlagen, die von der ganzen Welt als Favorit gehandelt wird.

Da wir in einer Welt der Extreme leben, sind jedoch nur die wenigsten zu der Einsicht gelangt, dass beide Ansichten gültig sind. Es bricht sich niemand einen Zacken aus der Krone, wenn er zugibt, dass Bayern Favorit ist. Man wird doch wohl hinnehmen können, dass die Mannschaft von Trainer Flick Barça in vielen Punkten überlegen ist. Zwischen dieser Erkenntnis und der Annahme, dass Barça bereits k. o. ist, liegen jedoch Welten. Warum sollen die Schützlinge von Trainer Setién denn nicht auf eine Überraschung im positiven Sinne hoffen, wenn sie doch in den vergangenen zwei Jahren just Opfer von negativen Überraschungen gegen Rom und Liverpool wurden?

Folgendes vorab: Barcelona hat Messi, ter Stegen sowie zwei Innenverteidiger, die besser sind als die der Bayern. Suárez kann genauso gefährlich sein wie Lewandowski. Zwei Kicker wie Busquets und Vidal (ein unvorhersehbarer Typ, wie Sie in München wissen müssten) können dem zumeist einsamen de Jong im Mittelfeld zur Seite springen. Und: In der Kabine der Blaugrana sehen sie in diesem unkalkulierbaren Modus mit nur einem K.-o.-Spiel eine Chance. Jeder weiß, dass die Erfolgsaussichten gegen diese Bayern in zwei Spielen noch geringer wären und man die Allianz Arena wohl nicht lebend verlassen hätte.

Es ist ein seltsames Format. Es können seltsame Dinge passieren. Genauso seltsam wie die überheblichen Matthäus-Aussagen über Messi & Co. Zweifeln Sie nicht daran: Wenn es jemanden gibt, der jedes Detail mitbekommt und schwer in seinem Ego gekränkt ist, dann ist das Messi. Mourinho hat bei Real schon mal versucht, die Barça-Moral zu untergraben – und hat es bitter bereut. Allen ist klar, dass die Bayern-Kabine Lothars Meinung nicht teilt. In der Barça-Kabine ist das jedoch zweitrangig. Man zieht sich daran hoch. So wie die alten Pessimisten unter den Fans auch. Sie wissen, dass man Barça nicht für tot erklären darf. Davor sind 90 Minuten zu spielen.

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