Rauschhaft nur auf dem Feld

von Redaktion

Historisches 8:2 gegen Barca ist für Bayern ein Zwischenschritt: „Wollen mehr“

VON MANUEL BONKE

Lissabon – Der FC Bayern nimmt Barcelona im Viertelfinale der Champions League durch eine Jahrhundert-Leistung mit 8:2 auseinander, sodass die Fußball-Welt vor Ehrfurcht erstarrt. Und was macht die Mannschaft von Trainer Hansi Flick nach diesem historischen Sieg am vergangenen Freitag? Nichts. Sie fokussierte sich unmittelbar nach der Partie bereits demütig auf das Königsklassen-Halbfinale. „Ich bin nach der Partie in die Kabine gegangen und habe erwartet, dass die Jungs einen glorreichen Sieg feiern. Aber ich habe sie ganz ruhig und konzentriert erlebt, schon bereit für die nächste Herausforderung“, berichtete Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge dem TV-Sender Sky Italia.

Als die Bayern-Stars sich in den Katakomben des Estadio da Luz auf den nächsten Gegner einschworen, stand der noch nicht fest. Gerechnet hatten die Münchner freilich mit einem Wiedersehen mit Ex-Coach Pep Guardiola und Manchester City. Doch mittlerweile ist klar: Olympique Lyon wird nach dem überraschenden 3:1-Triumph gegen City am Mittwoch (21 Uhr, Sky und DAZN) auf den deutschen Rekordmeister treffen. Rummenigge warnt: „Ich habe den Sieg von Lyon gesehen. Sie haben total verdient gewonnen. Man darf diese Mannschaft auf keinen Fall unterschätzen. Sie spielen mit großer Hingabe und können mit ihren schnellen Stürmern dem Gegner Schmerzen bereiten.“

Es besteht aber sowieso keine Gefahr, abzuheben. Denn neben dem unbändigen Mannschaftsgeist hat es Flick durch seine täglich vorgelebten Bodenständigkeit geschafft, seinem Star-Ensemble trotz aller Mia-san-Mia-Mentalität eine gesundes Maß an Bescheidenheit einzutrichtern. Wenn Leon Goretzka etwa nach seinem Weltklasse-Auftritt im Viertelfinale sagt, es sei erst ein Schritt von dreien gewesen, im nächsten Spiel fange die Mannschaft wieder bei 0:0 an, kauft man ihm diese Botschaft zu 100 Prozent ab. Es ist kein Zufall, dass Flick mit einer beinahe identischen Wortwahl die weitere Marschrichtung vorgibt: „Letztendlich fängt auch das nächste Spiel bei null an. Jetzt geht es darum, das sacken zu lassen. Und uns dann auf das nächste Spiel so vorzubereiten, um das, was wir wollen, auch zu schaffen: Ganz oben zu stehen.“

Darauf spekuliert freilich auch der Vorstandschef: „Wir hoffen, dass wir gegen Lyon unser großes Ziel erreichen: Das Finale.“ Für Rummenigge nimmt Flick dabei eine entscheidende Rolle ein: „Er hat die Qualität, die Mannschaft zu führen.“ Auch dank ihm wirken die Bayern-Stars dieser Tage in Portugal bereit wie nie. Oder wie es Sportvorstand Hasan Salihamidzic nach dem 8:2 formulierte: „Wir sind jetzt so konzentriert und wollen genauso weitermachen, uns nicht von der Höhe des Ergebnisses aus der Konzentration bringen lassen. Wir sind glücklich, aber wir wollen mehr.“

Darum beschwor Parade-Bayer Thomas Müller unmittelbar nach der Barcelona-Gala schon mal den Teamgeist für das anstehende Halbfinale: „Wie wir zusammengespielt haben, da geht mir das Herz auf. Wichtig ist, dass jeder bereit ist, sich auf dem Platz zu quälen.“ Auch die Reservespieler – aktuell ein Bayern-Trumpf. Gegen Barca hat das unter anderem Philippe Coutinho bewiesen. Mit zwei Toren, die Lust auf mehr machten.

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