Letzter Akt im Rosenkrieg?

von Redaktion

Sebastian Vettel redet Funkchaos klein – sein neues Teams steht angeblich fest

Barcelona – Die nächste Panne im Funk, schon wieder ein gereizter Sebastian Vettel im Ferrari-Cockpit, der Große Preis von Spanien passte ins Bild dieser Saison. Und natürlich drehte sich nach dem Rennen erneut alles um die schwierige Beziehung zwischen dem Fahrer, der am Ende des Jahres gehen muss und dem Team, das ihn wegschickt.

Doch dieses Mal hatte man sich entschieden, öffentlich zusammenzustehen. Auf der Funkpanne müsse niemand „herumreiten“, sagte Vettel, der mit Rang sieben im neuerdings so schwachen Ferrari überzeugt hatte. Es werde eben viel geredet während eines Rennens: „Und es ist komisch, dass Menschen darüber urteilen, die gar nicht den kompletten Funkverkehr gehört haben.“

Es passte ins Bild des Wochenendes, dass Vettel sein Team in Schutz nahm. Noch rund um die vergangenen Rennen hatten beide Seiten mit ihrem Verhalten Zweifel an der Zusammenarbeit genährt. Sogar über einen frühzeitigen Abschied Vettels wurde daher spekuliert.

In Spanien trat Teamchef Mattia Binotto diesen Vermutungen nun entgegen, und um die deutschen Fans auch wirklich zu erreichen, wählte er dafür das wohl größte verfügbare Sprachrohr. Ein vorzeitiger Rauswurf „wäre eine Schande“, sagte Binotto der „Bild am Sonntag“: „Unabhängig von den Entscheidungen, die wir für die Zukunft getroffen haben, gehört Sebastian zur Ferrari-Familie.“ Die Entscheidung zum frühen Aus würde das Team daher „niemals treffen“.

Deeskalation stand offensichtlich auf der Agenda der Roten in Barcelona. Das Problem: Das Bild von der zerrütteten Beziehung hat sich längst verfestigt bei den Beobachtern aus aller Welt. „Zwischen Ferrari und Vettel wird der Bruch immer tiefer“, schrieb etwa der italienische „Corriere della Sera“.

Auslöser all dessen waren am Sonntag Ausschnitte aus dem Boxenfunk, welche die „L’Equipe“ als „beinahe surreal“ beschrieb. Vettel, auf weichen Reifen unterwegs und noch weit vom Ziel entfernt, erkundigte sich nach der Strategie. Sollte er schnelle Runden drehen, um bald erneut die Reifen zu wechseln? Oder die Pneus schonen, um damit bis zum Ende durchzufahren?

Von der Box kam kaum eine Antwort, nur der Hinweis, Vettel könne Gas geben. Drei Runden später meldete sich der Kommandostand von Ferrari dann erneut. „Was meinst du, können wir mit den Reifen bis ins Ziel fahren?“ Vettel, der die Pneus gerade minutenlang hart gefordert hatte, reagierte erbost: „Verdammt noch mal, danach habe ich euch doch gerade gefragt!“

Eine in der Formel 1 seltene Fehlkommunikation, die gerade einem Spitzenteam nicht passieren sollte. „Sorry, Ferrari, aber so was geht gar nicht“, befand etwa Ralf Schumacher bei Sky. Am Ende war das Ergebnis aber versöhnlich: Kurzfristig einigten sich Vettel und die Box auf eine Einstopp-Strategie, dieser Plan ging auf. Und es fiel um einiges leichter, das Geschehene einzuordnen.

Und immerhin, vielleicht lenkt bald ein anderes Thema von dieser schwierigen Beziehung zwischen Vettel und Ferrari ab. Wie unter anderem die „Kronenzeitung“ und die „Gazzetta dello Sport“ vermuten, soll Vettels Wechsel zum derzeit so starken Racing-Point-Team für 2021 schon beim kommenden Rennen in Spa verkündet werden. Mit einer solchen Aussicht wären wohl auch die letzten Monate in Rot einfacher zu moderieren.  sid

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