Nebeneffekt des Erfolgs

von Redaktion

Bayern winken Einnahmen von mehr als 100 Millionen Euro – womöglich, um Perisic zu halten

VON HANNA RAIF

München – Die Frage nach der Idealbesetzung auf der linken Außenbahn schwang beim FC Bayern in dieser Saison immer wieder mal mit. Kingsley Coman hatte das Rennen eigentlich gemacht, Philippe Coutinho witterte mehrere Male seine Chance – und derjenige, der einfach akribisch trainierte und brav auf der Bank saß, gibt nun die Antwort. Nach dem 8:2 gegen den FC Barcelona sieht es nicht so aus, als würde Hansi Flick Ivan Perisic im Halbfinale morgen (21 Uhr/Sky und DAZN) gegen Lyon aus der Startelf nehmen. Ein Jammer eigentlich, dass sich der Kroate – bleibt alles, wie es ist – aktuell auf seiner Abschiedstour im Trikot der Münchner befindet. Noch zwei Spiele, dann ist eigentlich Schluss.

Die Corona-Saison hat auch den FC Bayern finanziell vor große Herausforderungen gestellt. So große sogar, dass Karl-Heinz Rummenigge nach dem 50 Millionen schweren Transfer von Leroy Sané zuletzt ankündigte, „keine weiteren Investments mehr“ zu tätigen. Die Kaufoption für Perisic (20 Millionen Euro), der ein Jahr von Inter Mailand ausgeliehen ist, haben die Bayern schon im Mai verstreichen lassen. Damals, als die Bundesliga noch nicht wieder angepfiffen und die Zukunft ungewisser war denn je, konnte man das Risiko nicht eingehen. Dabei hatte Perisic, der wettbewerbsübergreifend bisher zu 33 Einsätzen kam, eine gute Visitenkarte hinterlassen. Als perfekter Ersatzmann – oder eben mehr. Kein Wunder, dass man sich am Rande des Champions League in Bayern-Kreisen darüber berät, wie man den 31-Jährigen womöglich doch halten kann. Eine Rolle spielen dabei freilich die zusätzlichen Millionen, die auf dem Weg ins Finale in das Portemonnaie des Rekordmeisters fließen.

Noch hat die UEFA nicht bekannt gegeben, ob sie die vor Saisonbeginn veröffentlichten Zahlungen einhalten kann. Aber selbst wenn sie verringert werden, winken dem FC Bayern Gesamteinnahmen von mehr als 100 Millionen Euro. Im Vergleich: Die Triple-Saison 2013 brachte gerade mal 55,046 Millionen Euro ein, in den vergangenen sieben Jahren hat sich viel getan. Das fixe Startgeld zum Beispiel betrug in der laufenden Saison bereits 15,25 Millionen Euro, für sechs Siege in sechs Gruppenspielen gab es je 2,7 Mio. Euro. Der Einzug ins Achtelfinale brachte 9,5 Mio. Euro ein, 10,5 Mio. kamen durch das Viertelfinale hinzu. Das 8:2 gegen den FC Barcelona hat noch ein mal 12 Mio. Euro in die Kasse gespült. Im Endspiel winken 15 Mio. Euro (Teilnahme), der Sieg bringt weitere vier Mio. Euro. Über die fixen Ausschüttungen der Koeffizientenrangliste (585 Millionen Euro an 32 Teams) sowie den Marketpool der UEFA (292 Mio. Euro) können die Einnahmen entscheidend gesteigert werden.

Der Gewinn des Triples wäre auch finanziell eine schöne Entschädigung für diese Corona-Saison. Da auch die Verträge mit den Vereinssponsoren in der Regel eine Erfolgskomponente beinhalten, dürften noch ein paar Millionen Euro hinzukommen. Das wäre wichtig, denn: 2,7 Millionen Euro Verlust pro Geister-Spiel – das kann auch der FC Bayern nicht ohne Probleme wegstecken. Da eine Fanrückkehr aktuell nicht in Sicht ist, bleibt man bei den Planungen daher vorsichtig. Immerhin hat der Verein in der Krise bewiesen, dass sich das solide Wirtschaften der vergangenen Jahrzehnte ausgezahlt hat. Einen Bonus haben alle Mitarbeiter schon vor dem Start des K.o.-Turniers ausbezahlt bekommen, kurz nachdem das Geschäftsjahr 2019/20 zu Ende war. Am Double sollen alle teilhaben, nicht nur die Spieler auf dem Platz.

Was ärgerlich war: Da die Vereinshomepage aufgrund eines Blitzeinschlags im Server am Freitag nach dem historischen 8:2-Sieg bis spät in die Nacht nicht zu erreichen war, konnten euphorisierte Fans in der Stunde des Erfolges nicht im offiziellen Online-Fanshop zuschlagen. Daher hofft man, dass die Siegesserie gegen Lyon weitergeht.

Wer weiß? Vielleicht wird ja sogar das Perisic-Trikot noch ein echter Renner. In dieser Saison – und in der nächsten?

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