Der Unterschied zu allen anderen Projekten von Alex war diesmal, dass Dicki Korb und ich als Trainer versuchen mussten, wirklich alle Puzzlesteine zu optimieren, die notwendig sind, um eine solche Spitzenleistung zu vollbringen. Aufgrund einer sehr detaillierten Analyse der konditionellen und technischen Anforderungen der Route entwickelten wir ganz spezifische Trainingsmethoden, wie z. B. die Kombination aus dem Klettern eines schweren Boulders im Grad 8B mit anschließendem Klettern einer Route im Grad 9a+ ohne Möglichkeit einer guten Erholung dazwischen. So etwas muss präzise trainiert werden, da es dabei nicht nur auf die reine Kraftausdauer, sondern auch auf den richtigen „Pace“ (den Kletterrhythmus also) entscheidend ankommt. Auf ein komplettes „Nachbauen“ der Züge im Boulderraum verzichteten wir jedoch bewusst, da man dies nie exakt hinbekommt und somit die Gefahr besteht, sich falsche technische Feinheiten anzueignen.
Eine weitere Baustelle war die optimale Gestaltung der Erholung von den Trainings- und Versuchstagen. Hier ging es zum Beispiel um eine perfekt abgestimmte Ernährung, eine eher flexibel, also nach Gefühl ausgerichtete Platzierung der Ruhetage bis hin zur Kraftersparnis beim Anstieg zur Tour mittels E-Bikes. Natürlich spielt auch die mentale Betreuung eine enorme Rolle. Da wir beide nicht vor Ort sein konnten mussten wir das diesmal mittels Fernkommunikation bewerkstelligen, was aber gut geklappt hat.
Der Unterschied zum olympischen Format und dort besonders dem Leadklettern ist, dass es sich bei einer solch schwierigen Route vielmehr um einen Prozess handelt und weniger um den einen und einzigen entscheidenden Versuch.
Fehler und plötzlich auftretende Schwierigkeiten kann man viel besser direkt im Hinblick auf die Route analysieren und aufarbeiten. Dafür sind die mentalen Fähigkeiten wie Frustrationstoleranz und Beharrlichkeit viel stärker vonnöten. Auch die Zweifel, dass man es überhaupt schaffen kann, müssen immer wieder eingehegt werden und der Motivation beziehungsweise dem Feuer weichen, mit dem man für so eine Erstbegehung brennen muss!
PATRICK MATROS