Lissabon – Neymar schloss seine tränenfeuchten Augen und streichelte im Vorbeigehen den Henkelpott. Als er die Lider wieder öffnete, traf ihn die bittere Realität mit voller Wucht. Der Pokal war mit rot-weißen Schleifchen für Champions-League-Sieger FC Bayern versehen, und am Hals des Stürmerstars baumelte nur die Silbermedaille für den Finalverlierer.
Von allen niedergeschlagenen Parisern war Neymar nach dem 0:1 im Duell der Giganten am untröstlichsten. Bayerns Abwehrchef David Alaba nahm den Brasilianer direkt nach dem Abpfiff minutenlang in den Arm, PSG-Trainer Thomas Tuchel baute ihn anschließend verbal auf: „Ich bin mit Ney super zufrieden heute. Er ist ein echter Anführer geworden.“
Auf Instagram zitierte der gläubige Brasilianer aus der Bibel, genauer gesagt aus dem zweiten Brief Paulus’ an Timotheus: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue bewahrt.“ Doch den Titel hat er nicht geholt. Auch, weil allein er sich 27 (!) Ballverluste geleistet hatte.
Unglücklich agierte Neymar auch danach. „Parabens ao Bayer“, twitterte er – „Glückwunsch an Bayer“. Es fehlte ein „n“, was zu einer humorigen Antwort von Bayer Leverkusen führte: „Keine Ahnung, warum du uns gratulierst, wir sind doch noch in Ferien. Dennoch, danke“, schrieb der Bundesligist.
PSG-Coach Tuchel muss nun Neymar, Kylian Mbappe und Co. aufbauen, denn er braucht die Stars in Topform. Schon am Samstag (!) startet der französische Meister mit einem Auswärtsspiel bei RC Lens in die neue Saison. „Damit muss ich erst mal klarkommen“, sagte Tuchel bei Sky und lachte dabei. Ungewohnt locker kam der frühere BVB- und Mainz-Coach daher, er kündigte an: „Wir werden allen zeigen, dass das, was wir aufgebaut haben, erst der Anfang ist und nicht der Höhepunkt.“ sid