München – Eigentlich hätte sich Katharina Trost angesichts der intensiven zurückliegenden Wochen einen erholsamen Urlaub verdient. Statt Sonne, Strand und Meer steuert die 25-jährige Mittelstreckenläuferin nach ihrem dritten Platz bei den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig und der Weltjahresbestleistung von 4:29,35 über eine Meile beim Leichtathletik-Meeting in Leverkusen aber das Allgäu an – zum Mountainbiken. „Eigentlich bin ich nicht so der sportliche Urlauber“, sagt Trost. Als Alpen-Radlerin probiert sie sich nur ihrem Freund zuliebe aus. Für entspannte Stunden soll vor Ort aber trotzdem genug Zeit sein. Schließlich darf sich die Athletin von den Stadtwerken München nicht zu sehr verausgaben. Denn: Nach ihrem Trip gibt es noch viel zu tun, um sich den Olympia-Traum zu erfüllen.
Arbeiten muss die Lehramtsstudentin unter anderem an ihrem nicht sehr ausgeprägten Egoismus. „Mein Trainer sagt, ich bin manchmal zu lieb“, erzählt Trost. Den Ellbogen einzusetzen falle ihr vor allem gegen ihre Teamkolleginnen Christina Hering und Jana Reinert schwer. „Daran muss ich noch feilen“, gesteht sie. Gemeinsame Grillabende im Sommer, Saunabesuche im Winter – diese freundschaftlichen Erinnerungen muss die aus Piding im Berchtesgadener Land stammende Läuferin im Rennen ausblenden. „In den zwei Minuten muss mir egal sein, ob die in meiner Trainingsgruppe sind oder nicht.“ Schließlich sind die Kolleginnen gleichzeitig die größte nationale Konkurrenz über 800 Meter. Helfen soll unter anderem ein wöchentliches Boxtraining. „Es ist nicht so, als würden wir uns verprügeln“, stellt Trost klar. „Aber man lernt schon, ein wenig böser zu werden.“
Wer am besten zuschlägt, vermag sie nicht zu beurteilen. „Die einen sind technik-affiner und die anderen hauen mehr drauf“, erklärt sie. Zum Sparring mit der 1,85 m großen Hering kommt es aber eher selten. „Da müsste ich nach oben schlagen“, sagt die 20 Zentimeter kleinere Trost.
In den Griff bekommen muss die WM-Teilnehmerin von 2019 auch ihr Geschwindigkeitsdefizit. „Ich bin nicht die Allerschnellste“, weiß die angehende Grundschullehrerin, die die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio zunächst über die 1500 Meter schaffen wollte. Eine Leistungsexplosion über 800 Meter veranlasste sie aber dazu, ihren Plan zu ändern. Mit einer Zeit von 2:00,36 – die Olympia-Norm liegt bei 1:59,50 – konnte sie sich um zwei Sekunden verbessern. Zudem sammelte sie im vergangenen Jahr wichtige Weltranglistenpunkte über diese Distanz.
Neben den Spielen im kommenden Jahr schaut Trost auch auf die European Games, die 2022 in München stattfinden. „Gerade im eigenen Land will man sich gut präsentieren“, sagt sie. Deshalb hat sie sogar den Beginn ihres Referendariats um ein Jahr verschoben. Die Staatsexamen im zweiten Jahr wären ansonsten in die Vorbereitungsphase gefallen. Wie es anschließend weitergeht, ist noch unklar. „Weiter als zwei Jahre im Voraus möchte ich nicht planen“, meint Trost. „Aber wenn es bis dahin gut läuft, warum sollte man dann nicht weitermachen?“
Priorität hat aber der Traumjob. „Ich wollte schon Lehrerin werden, als ich ganz klein war“, erzählt sie. Das im September beginnende Schuljahr wird sie als Fachkraft in Teilzeit angehen. Ihre Fächer: Englisch und – wie sollte es anders sein – Sport.