München – Das Nachtlokal des ehemaligen Formel-1-Managers Flavio Briatore im Badeort Porto Cervo auf Sardinien hat sich zu einem Corona-Herd entwickelt.Der 70-jährige Briatore ist ebenfalls infiziert, wie das San-Raffaele-Krankenhaus in Mailand bestätigte. Doch wie die Mutter aller Super-Playboys ihre Wahrheit gerade in Krisenzeiten verkauft, ist gelinde gesagt ein wenig merkwürdig.
„Flavio ist kein schlechter Mensch,“ sagt sein Freund Bernie Ecclestone (89). „Aber“, so fügt der ehemalige Formel-1-Boss an, „er weiß genau, welche Rolle er spielen muss, um das zu erfüllen, was ihm jahrelang Ruhm, Ehre und auch Ärger eingebracht hat: Das Superstar-Image, das ihm die Medien verpasst haben.“
Der wahre Briatore ist anders. Ecclestone: „Als bei ihm 2006 Nierenkrebs diagnostiziert wurde, wurde ihm schlagartig klar, wie gewöhnlich er doch ist und der Briatore im richtigen Leben viel verwundbarer als der Showmann Flavio, der seine Rolle spielt. Mir hat er damals gesagt: „Wir fühlen uns unsterblich, stattdessen müssten wir dem Schöpfer jeden Morgen schon dafür danken, dass wir uns rasieren können“.
Diesmal spielt Briatore wohl wieder seine Rolle. Und die heißt: Flavio, der ewig braungebrannte Lebemann, dem die Supermodells wie Heidi Klum und Naomi Campbell mehr als nur zu Füßen lagen, soll einer von vielen sein, die das Corona-Virus erwischt haben? Er soll gewöhnlich sein. Das wurde zumindest von der Wochenzeitschrift „L’Espresso“ so verkündet. Demnach musste sich der kongeniale Weltmeistermacher von Michael Schumacher und Fernando Alonso am 24. August ins Mailänder San Raffaele-Krankenhaus einliefern lassen und sei an Corona erkrankt. Sein Zustand wurde als ernst beschrieben, aber sein Leben schien nicht in Gefahr zu sein, da er sich nicht in der Intensivstation befinde. Das konnte der Vater von einem der Kinder von Heidi Klum dann doch nicht auf sich sitzen lassen. Also rief er gestern kurz entschlossen bei der „Corriere della Sera“ an. „Ich habe nur eine starke Prostataentzündung. Während ich hier war, habe ich den Abstrich gemacht, und ich weiß noch nicht, ob ich positiv bin.“ Seit gestern ist klar: er ist es. Wie die Klinik vermeldete, wurde Briatore der Virus nachgewiesen.
Alles andere wäre auch einem Wunder gleich gekommen. Denn: In seinem Billionärs-Club in Porto Cervo wurden im August wilde Partys gefeiert, jenseits von allen Corona-Abstandsregeln. Mittendrin in seinem ureigenen Element, der Gastgeber. Fotos des dekadenten Treibens existieren im Internet und Augenzeugen berichten, dass eine, in der Pandemie so folgenschwere Après-Ski-Sause à la Ischgl kaum schlimmer gewesen sein kann. Fest steht: Im Briatores Etablissement kam es zu 60 Ansteckungen des Personals. Briatore selbst nahm außerdem vor kurzem an einem Benefiz-Fußballspiel teil. Mit dabei auch Bologna-Trainer Sinisa Mihailovic, der positiv auf Corona getestet worden ist. Die Behörden in Sardinien ergriffen daraufhin ziemlich strikte Maßnahmen und schlossen Briatores Elite-Club. Daraufhin schimpfte der Italiener auf Facebook: „Mein Herz weint ob einer geschlachteten Wirtschaft durch Leute, die in ihrem Leben noch nie etwas getan haben.“
Nun hat er andere Probleme. Immerhin gehört Briatore nicht nur wegen seines Alters zur Risikogruppe. Seit seiner Krebsdiagnose wurde er mit starken Medikamenten behandelt, die seine Fans durchaus berechtigen, sich Sorgen zu machen. Vorerst wurde er im San-Raffaele-Krankenhaus isoliert.