Der Mann mit dem Näschen

von Redaktion

Chefscout Marco Neppe bastelt schon jetzt wieder am „neuen“ FC Bayern

VON JONAS UASTERMANN UND MANUEL BONKE

München – Er saß daneben, als sich Karl-Heinz Rummenigge die Sieger-Zigarre nach dem Champions-League-Triumph genehmigte. Später legte der dunkelhaarige Typ beide Hände an den Henkelpott, posierte für ein Foto zwischen Serge Gnabry und Joshua Kimmich. Die Rede ist von Marco Neppe (34), Chefscout des FC Bayern und enger Vertrauter von Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Wer ist der Mann, der selten in der Öffentlichkeit auftaucht?

Unsere Zeitung stellt den Transferflüsterer des Rekordmeisters vor. Für die große Karriere als Fußballer hat es bei Neppe nicht gereicht. In der Jugend spielt er für Eintracht Frankfurt, schafft dort den Sprung in den Profibereich, läuft aber nur in der Oberliga auf. Anschließend kommt der defensive Mittelfeldmann gut rum – Wuppertal, Wehen Wiesbaden, Osnabrück, wieder Wuppertal und schließlich Aachen. Die 3. Liga ist das höchste der Gefühle, aber Neppe hat längst einen Plan für die Karriere nach der Karriere. Während er in Aachen kickt, studiert er Wirtschaftspsychologie und arbeitet als Scout für Bayer Leverkusen.

Sein Talent in der Spielerbeobachtung wird schnell sichtbar, Bayer-Chefscout Jonas Boldt und Manager Michael Reschke schätzen Neppe. So sehr, dass Reschke seinen Mitarbeiter im Sommer 2014 quasi dazu verdonnert, mit ihm zum FC Bayern zu wechseln. Neppe stimmt zu, schärft sein Profil als Scout beim Rekordmeister weiter – unter anderem, weil er bei den Transfers der heutigen Triple-Helden Joshua Kimmich, Serge Gnabry, Niklas Süle und Leon Goretzka seine Finger im Spiel hat.

Förderer Reschke verlässt München im August 2017, Neppe steigt unter Salihamidzic zum Chefscout auf. Die beiden schätzen sich, diskutieren regelmäßig über mögliche Neuzugänge. „Unser Scouting-System funktioniert bestens, das erlebe ich täglich in den Gesprächen und Sitzungen mit Chefscout Marco Neppe und seinem Team“, erklärte Brazzo jüngst im Interview mit unserer Zeitung. „Wie wir diskutieren auf allen Ebenen des Scoutings, also vom 15-jährigen Talent bis zur Ebene des internationalen Top-Stars, das ist außergewöhnlich.“

Gemeinsam mit Salihamidzic erstellt Neppe regelmäßig ein sogenanntes Schattenteam mit möglichen Zugängen. Neppe war es, der Alphonso Davies erstmals in Vancouver beobachtete und anschließend Kontakt herstellte. Zuletzt überzeugte Neppe PSG-Talent Tanguy Nianzou (18) trotz vieler prominenter Interessenten vom Wechsel zum FC Bayern. An der Säbener Straße hofft man, dass der Franzose ähnlich einschlägt wie Davies. Dass Neppe bei Bayerns Triple-Feier mit Kimmich und Gnabry posierte, ist kein Zufall. Intern tritt Neppe nämlich durchaus selbstbewusst auf. Und: 2017 verpflichtete der Rekordmeister Gnabry, verlieh ihn ein Jahr nach Hoffenheim. In dieser Zeit hielt Neppe den Kontakt zu Gnabry, lobte nach starken Leistungen per Whatsapp.

Während die Spieler sich in den Urlaub begeben haben, wird hinter den Kulissen fleißig über Spieler diskutiert. Ein Sechser und ein Rechtsverteidiger sollen noch kommen. Mal sehen, welche Namen Neppe seinen Vorgesetzten dieses Mal einflüstert.

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