München – Wie üblich wurde das Finale der Champions League weltweit übertragen, auch nach Abu Dhabi, wo der 1860-Investor Hasan Ismaik seine Firmenzentrale hat. Man stellt sich vor, dass der große Fußballfan Ismaik mit seiner Entourage zugeschaut und sich gedacht hat: Wieso schafft es eigentlich in München nur der FC Bayern, erfolgreich zu sein? Zumindest wäre das eine Erklärung für den jüngsten Facebook-Post, mit dem Ismaik am späten Dienstag für Aufsehen sorgte.
Der Jordanier gratulierte den Bayern artig zum Triple, brachte seine Hochachtung zum Ausdruck („Der gesamte deutsche Fußball kann von diesem Verein lernen“) und leitete über zu jenem Verein, der sich seit Jahren selbst im Weg steht: zu seinen Löwen, die er auch gerne mal auf der Sonnenseite sähe. Was folgte, war eine selten von ihm gehörte Charme-Offensive, eine Reflexion des blauen Stillstandes, die man als Friedensangebot interpretieren kann, sofern nicht taktische Winkelzüge Ursache des verbalen Schmusekurses sind.
Der sonst so ungnädige Ismaik reicht seinen Widersachern in den Vereinsgremien die Hand, indem er seine Bereitschaft erklärt, „neue Wege mit Euch“ zu gehen. Wörtlich schreibt er: „Wir haben Tradition, eine leidensfähige und treue Anhängerschaft und ein Wappen, das uns alle stolz macht. Aber wir sollten unsere Vorgehensweise endgültig ändern und zusammenarbeiten, Hand in Hand. Es geht nicht um e.V. oder KGaA, sondern um unsere Herzensangelegenheit – die Löwen. Es geht auch nicht um mich oder die Funktionäre der Vereinsseite, sondern um den bestmöglichen Erfolg. Und der sportliche und wirtschaftliche Erfolg bleibt seit mehr als 15 Jahren bei 1860 auf der Strecke. Haben wir nicht alle genug von dieser belastenden Misere?“
Eine Frage, die vermutlich auch das Präsidium mit „Ja“ beantworten würde, doch der Ismaik-Vorstoß hat eine Tücke: Er erfolgte über den Umweg Facebook, nicht mittels direkter Kontaktaufnahme. Wohlfeile Posts, die eine Agentur im Auftrag formuliert, werden von Robert Reisinger nur bedingt ernst genommen, und wohl auch deshalb hielt er sich mit einer Reaktion zurück. „Das Präsidium kommentiert grundsätzlich keine Äußerungen auf sozialen Medien“, sagte Reisinger auf Anfrage. Aber es war auch nicht zu erwarten, dass so schnell Tauwetter aufzieht, wo seit mehr als neun Jahren Eiszeit herrscht.
Ein „Phantast“ sei er nicht, schreibt Ismaik am Ende seines Posts, aber er würde halt schon gerne dahin kommen, wo die Bayern schon sind. „Die 3. Liga darf nicht zum Dauerzustand für die Löwen werden“, schreibt er und betont: „München hat Platz für zwei Erstligisten. Es ist unsere Pflicht, die Träume der Fans zu verwirklichen. Packen wir es gemeinsam an!“