München – Welche wirtschaftlichen Dimensionen hätte eine Verpflichtung von Lionel Messi? Wir sprachen mit Peter Rohlmann. Er ist Inhaber des Beratungsbüros PR Marketing in Rheine, das Unternehmen in Sport und Wirtschaft betreut.
Herr Rohlmann, abgesehen von der sportlichen Qualität – welchen wirtschaftlichen Wert hat die Marke Lionel Messi?
Da gibt es weiche Faktoren, gefühlte Aspekte. Aber auch harte Faktoren wie die Zahl der Follower bei Social Media. Und auch den Glamour-Faktor, der bei Cristiano Ronaldo noch höher ist als bei Messi. Und dann kommen als dritter Faktor noch die Hersteller von Sportartikeln oder Freizeitkleidung hinzu, die ihre Produktlinien verkaufen wollen. Da wiederum liegen Messi und Ronaldo in gleichen Kategorien.
Heißt in Zahlen?
Man spricht davon, dass sowohl Ronaldo als auch Messi lebenslange Ausrüster-Verträge in Höhe von einer Milliarde Dollar haben. Im Falle von Messi also bei adidas. Der FC Barcelona zahlt, so heißt es, Messi 71 Millionen Euro. Das ist aber sehr kompliziert. Wir sind ja auch seit 25 Jahren im Fußball-Business aktiv, früher hatten Spielerverträge fünf bis acht Seiten, heute 100. Messi hat drei Verträge beim FC Barcelona. Der erste betrifft seine Arbeit, der zweite die Bildrechte und der dritte seine Stiftung. Da gibt der Verein Geld für Messis soziale Projekte hinzu.
Inter Mailand hat Interesse an Messi und einen chinesischen Investor. Was würde seine Verpflichtung bringen?
Er wäre natürlich weltweit der neue Protagonist, aber das ist eine Rechnung mit vielen Unbekannten. Was man allerdings messen kann, sind Auswirkungen im Merchandising. Bei Juventus Turin beispielsweise haben sich die Trikotverkäufe durch Ronaldo von 800 000 auf 1,2 Millionen erhöht. Mit insgesamt 13 Millionen verkauften Trikots, elf im Verein, zwei im Nationaltrikot, ist er übrigens weltweit führend. Vor David Beckham und Messi mit acht Millionen im Vereinstrikot. Für Sponsoren wiederum kann so ein Markenbotschafter sehr hilfreich sein. Nehmen wir mal Leverkusen. Natürlich wird Messi nicht da hingehen, aber für die Bayer AG, die ja in Südamerika stark vertreten ist, wäre er enorm wertvoll, zum Beispiel bei Verhandlungen mit Regierungen.
Und dann wäre ja noch die Vermarktung über Social Media…
Es gibt Unternehmen, die Follower-Daten verkaufen, angeblich fünf bis zehn Dollar pro Follower. Dann können sie dort ihre Werbebotschaften platzieren, zum Beispiel über Banner. Und dann sind wir dann schnell bei Summen von 70, 80 oder 100 Millionen. Denn auch die Scheichs sind nicht blauäugig, auch sie müssen das Geld wieder hereinholen. Als Neymar vor einiger Zeit PSG verlassen wollte, haben sie ihn nicht gehen lassen. Vielleicht haben sie die Kuh noch nicht genug gemolken. Real Madrid zum Beispiel hat nach dem Abgang von Ronaldo im Bereich Merchandising erhebliche Einbußen. Und letztlich geht es auch im Fußball nur ums Geld.
Interview: Bernd Brudermanns