Unwürdiger Rosenkrieg

von Redaktion

Der Abschied von Messi aus Barcelona droht, schmutzig zu werden – Wiedervereinigung mit Pep?

Barcelona/Berlin Lionel Messi ging erst mal in Deckung, nachdem „die Bombe explodiert“ und der „totale Krieg“ ausgebrochen war. Seine geschockten Fans suchten dagegen die Konfrontation. Rund 150 Menschen versammelten sich spontan vor dem Camp Nou, sie hielten Messi-Trikots wie Protestplakate in die Höhe, streckten wütend Mittelfinger in Richtung Geschäftsstelle und forderten den Rücktritt der Klubführung um Präsident Josep Maria Bartomeu. Dank der Polizei blieb alles friedlich, doch das Barca-Beben wird noch für einige Erschütterungen sorgen.

Ein unpersönliches „Burofax“, bei dem die staatliche Post den Inhalt gewährleistet, hatte das „verdorbene Ende“ (El Mundo) einer zwei Jahrzehnte währenden Ära mit 33 Titeln und 633 Toren eingeleitet. Über seine Anwälte ließ der sechsmalige Weltfußballer dem FC Barcelona mitteilen, dass er seinen bis 2021 laufenden Vertrag kündigen und ablösefrei wechseln wolle. Der Haken: Die entsprechende Klausel ist am 10. Juni ausgelaufen. Dadurch greift wieder die festgeschriebene Ablösesumme von 700 Millionen Euro.

Es droht ein unwürdiges Feilschen und damit ein Rosenkrieg. „Die Bombe ist explodiert“, titelte die spanische Zeitung „Marca“, auch Konkurrenzblatt „Sport“ schlug einen martialischen Ton an: „Totaler Krieg.“

Barca war am Mittwoch bemüht, die Wogen zu glätten. „Es ist kein Streit zwischen Messi und Barcelona“, sagte der Technische Direktor Ramon Planes. Es gebe „keine Spaltung im Verein über Leo“. Vielmehr solle Messi beim Neuaufbau eine Schlüsselrolle spielen. Kurz: „Wir betrachten Messi als Barca-Spieler.“

Ex-Präsident Joan Gaspart würde dafür ins Gefecht gehen. „Ich würde ihn nächstes Jahr eher ablösefrei ziehen lassen, als in diesem Sommer für 699 Millionen Euro“, sagte er. Ein Abgang zum Nulltarif zu Manchester City, Inter Mailand oder Paris St. Germain wäre „noch demütigender“ als die 2:8-Pleite im Champions-League-Viertelfinale gegen Bayern München.

Präsident Bartomeu berief ein Krisentreffen ein. Der Druck ist riesig, Geschäftsmann Jordi Farre stellte bereits ein Misstrauensvotum gegen ihn. Die Hoffnung: Geht Bartomeu schon jetzt, bleibt Liebling Messi vielleicht doch. Doch so einfach ist die Sache nicht.

Messi spürt, dass er unter dem neuen Trainer Ronald Koeman keine Narrenfreiheit mehr genießt, dass seine Kumpels wie Luis Suarez dem Umbruch zum Opfer fallen sollen. „Die Privilegien im Kader sind vorbei, alles muss für die Mannschaft getan werden“, soll Koeman laut „AS“ dem Team gesagt haben. Und so könnte der sensible „Pulga“ (Floh) zu seinem sportlichen Ziehvater Pep Guardiola flüchten. Der Teammanager von Manchester City und der Argentinier sollen Medienberichten zufolge bereits telefoniert haben. Unter Guardiola hatte Messi bei Barca seine besten Jahre, zusammen gewannen sie elf Titel, darunter zweimal die Champions League. „Messi ist die Schönheit – er macht Trainer und Teamkollegen besser“, sagte Guardiola einmal über seinen Musterschüler.

Das Geld für Messis Jahresgehalt von 50 Millionen Euro hätte City – aber dürfte es der Scheichklub auch ausgeben, nachdem er nur denkbar knapp einer Europacup-Sperre entkommen ist? Das finanzielle Gesamtpaket wäre auch ohne Ablöseforderung so gewaltig, dass neben City eigentlich nur noch Manchester United, PSG und Inter als Interessenten infrage kommen.

„Welcher Trainer sagt schon nein zu Messi?“, sagte PSG-Trainer Thomas Tuchel, als die Zukunft des Dribbelkönigs noch offen war. In Mailand sollen die Messis bereits eine Luxus-Immobilie besitzen.

Der FC Barcelona ohne Lionel Messi? Für viele Fans weltweit unvorstellbar – und doch dürfte es so kommen. Quim Torra i Pla, Präsident des katalanischen Regionalparlaments, verabschiedete Messi bereits: „Wir hatten die Chance, ein paar Jahre unseres Lebens mit dem besten Spieler der Welt zu teilen. Und einem edlen Sportler. Wir werden dich nicht vergessen.“  sid

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