Bilbao – „Stolz auf diese Mannschaft“, lautete Dzsenifer Marozsans kurze Insta-gram-Botschaft nach dem 1:0 (0:0) in Bilbao im französischen Halbfinale gegen Paris Saint-Germain. Was Erfolge in der Königsklasse angeht, hat die deutsche Spielmacherin Routine.
Beim Turnier im Baskenland bestreitet Deutschlands beste Fußballerin am Sonntag (20.00 Uhr/Sport1) beim Rendezvous mit dem VfL Wolfsburg bereits ihr sechstes Finale. Viermal schnappte sie sich den Henkelpokal.
2015 eroberte sie Europas Fußball-Thron noch mit dem 1. FFC Frankfurt, seit ihrem Wechsel im Sommer 2016 triumphierte sie jedes Jahr mit der Übermannschaft von Olympique Lyon. Dass sie das Kunststück nun nochmals angeht, hat aber auch mit der Corona-Krise zu tun. Wäre die nicht dazwischengekommen, wäre Marozsan gerade wohl nicht im Baskenland, sondern in den USA. Ihr Kontrakt lief Ende Juni aus, und sie wollte zusammen in der Liga der Weltmeisterinnen bei den Utah Royals das nächste Kapitel beginnen – sich mit Superstars wie Megan Rapinoe messen. Doch das Virus machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Die dreimal zur besten Spielerin der D1 Feminine gekürte „Maro“ verlängerte doch ihren Vertrag bis 2023.
Wie wichtig nicht nur in Pandemie-Zeiten das Thema Gesundheit ist, hat Marozsan am eigenen Leib erfahren. 2018 erlitt sie eine Lungenembolie und musste drei Monate pausieren. Diese Zeit habe sie grundlegend verändert: „Wenn man so etwas erlebt, geht man mit einer anderen Sicht durch die Welt.“ Denn die dreht sich für geerdete Fußball-Genies nicht nur um Trophäen.
Beim vierten Endspiel der „Fenottes“ gegen Wolfsburg zählt das alles nichts mehr. Ständig kreuzen sich die Wege dieser beiden Vorzeigeclubs des Frauenfußballs: Nur 2013 beim Finale in London konnte sich der VfL als Underdog durchsetzen und das Triple feiern, 2016 in Reggio Emilia und 2018 in Kiew holte Lyon den Henkelpott. 2017 und im vergangenen Jahr war gegen den Dauersieger bereits im Viertelfinale Schluss. sid