Es bleibt (vorerst) bei Geisterspielen

von Redaktion

Plan für Fan-Rückkehr in Stadien soll bis Ende Oktober ausgearbeitet werden

VON JONAS AUSTERMANN, UlI KELLNER UND DANIEL MÜKSCH

München – Die Fußball-Bundesliga wird bis mindestens Ende Oktober vor weitgehend leeren Zuschauerrängen spielen müssen. Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder einigten sich am Donnerstag darauf, dass eine Arbeitsgruppe auf Ebene der Chefs der Staatskanzleien in den kommenden beiden Monaten einen Vorschlag für den Umgang mit Fans bei bundesweiten Sportveranstaltungen erarbeiten soll. Großveranstaltungen, bei denen eine Kontaktverfolgung und die Einhaltung von Hygieneregelungen nicht möglich sind, sollen mindestens bis Ende Dezember 2020 nicht stattfinden.

Inwieweit schon früher zumindest einige hundert Fans zugelassen werden, blieb zunächst offen. Die Beschränkungen für Teilnehmer an solchen Veranstaltungen unterscheiden sich derzeit in den Bundesländern stark. Die Deutsche Fußball Liga hatte am Mittwoch im Zusammenspiel mit dem Deutschen Fußball-Bund ein überarbeitetes Hygienekonzept vorgestellt und den Vereinen der Bundesliga und 2. Bundesliga zugesandt. Die 36 Clubs der DFL sollen den Leitfaden auf ihrer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 3. September in den Statuten verankern. Darin sind auch personalisierte Tickets für Zuschauer vorgesehen.

Zuletzt hatte vor allem der Fußball drei Wochen vor dem Saisonstart der Bundesliga auf eine Zuschauer-Rückkehr gedrängt. Mit ausgefeilten Plänen und beharrlicher Lobbyarbeit wollte der Fußball bei der Politik punkten. Bayern-Star Thomas Müller erklärte: „Es ist möglich, ohne Zuschauer eine gute Performance abzuliefern, aber der Sinn des Ganzen ist ein bisschen infrage zu stellen. Auf lange Sicht es für mich nicht vorstellbar, ohne Zuschauer zu spielen.“

Beim deutschen Rekordmeister hatte es Anfang August gemeinsam mit dem Gesundheitsamt München eine Begehung der Allianz Arena gegeben. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen hatte mit Experten ein 50-seitiges Konzept auf Grundlage der DFL-Richtlinien erarbeitet. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge erklärte damals im Hinblick auf die Fan-Rückkehr: „Es gibt schon eine gewisse Chance.“ Daraus wird nun wohl erst mal nichts.

Davon dürften nicht nur die Verantwortlichen der Roten enttäuscht sein, sondern auch der Lokalrivale TSV 1860. Trainer Michael Köllner hatte jüngst gesagt: „Sicherlich sind die Fans bei Sechzig ein großes Pfund. Das ist schon etwas Tolles und fehlt uns natürlich. Auf der anderen Seite muss man leider davon ausgehen, dass uns das in den kommenden Wochen und Monaten ebenfalls fehlen wird.“

Abseits des Fußballs warnte DOSB-Chef Alfons Hörmann vor gravierenden Folgen. „Jeder zusätzliche Monat mit massiven Beschränkungen im Sport, wie nunmehr weiterhin durch Veranstaltungen ohne Zuschauereinnahmen, führt dazu, dass wir unser wertvolles Angebot im sportlichen und gesellschaftlichen Bereich nicht auf dem bewährten Niveau aufrechterhalten können“, sagte er

Andreas Burkert, Sprecher der Basketballer des FC Bayern, sieht die Sache freilich auch als Auftrag. „Wir waren und bleiben im engen Austausch mit den Behörden, die bereits unser umfangreiches Hygienekonzept zur Prüfung vorliegen haben. Es sind jetzt intelligente Konzepte notwendig, die zur jeweiligen Halle passen und die bestmögliche Minimierung eines Risikos herstellen. Wir haben nun abzuwarten, wie kleine, schrittweise Möglichkeiten zurück in die Normalität in den Arenen und Hallen, wie Herr Söder sie heute ansprach, in den kommenden Monaten realisierbar sein könnten. Grundsätzlich hoffen wir natürlich, dass die allgemeinen Hygieneregeln konsequent eingehalten werden, um die Situation im Sinne der Gesundheit Aller kontrollieren zu können.“

Im Tennis sieht man es ähnlich. Verbands-Vize Dirk Hordorff sagte unserer Zeitung: „Von bundesweiten Verboten halte ich gar nichts. Es sollte immer die regionale Situation mit ihren Umständen einbezogen werden.“

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