Natürlich fragen die meisten: Wie lange muss die Bundesliga noch ohne Zuschauer auskommen? Wann dürfen wir wieder ins Stadion? Es geht immer zuerst um den Fußball, er ist der Leuchtturm in der Sportlandschaft. Gestern war die erste Meldung, die aus der Konferenz der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidenten den Weg nach draußen fand, folglich: Es wird vorerst weiter Geisterspiele geben in der Bundesliga. Und vielleicht geht das sogar nicht nur bis 31. Oktober, sondern Jahresende so. Diese Meldung ist: ziemlich unwichtig.
Der Fußball wird diese Zeit der Einschränkungen überleben, das Medienbusiness hält ihn über Wasser, dadurch hat er die schlimmste Phase der Krise überstanden. Worum es nun wirklich geht: Um den Erhalt der Vielfalt des professionellen Mannschaftssports in Deutschland. Um die zweite Reihe: Eishockey-, Basket-, Hand- und Volleyball – finanziert im Regelfall von der Einnahmequelle Zuschauer. Für diese Ligen und ihre Clubs kann die Lage wirklich existenziell werden.
Die Vereine innerhalb einer Sportart werden eine Linie finden müssen, wie sie vorgehen. Das Verbot von Großveranstaltungen sieht Ausnahmen vor, die im Wesentlichen von der lokalen Infektionslage abhängen. Soll nun ein jeder für sich agieren, soll Zuschauer zulassen, wem es möglich ist – und hat Pech gehabt, wer in der falschen Gegend beheimatet ist und seine Türen geschlossen halten muss? Werden die Ligen sagen: Wir stürzen uns mal in den Spielbetrieb und schauen, wie weit wir kommen – oder übersteht man als Gemeinschaft diese Zeit eher, indem man beschließt, die Saison abzusagen, um Insolvenzen zu vermeiden? Aber was würde das wiederum für die Sportart bedeuten? Würde sie in der Wahrnehmung zurückfallen und so (ungewollt) die Fußball-Monokultur stärken? Und was verlieren die Spieler, wenn sie nicht spielen können, an sportlicher Klasse, wie weit wirft das die Nationalmannschaften zurück?
Man kann es heute noch nicht sicher sagen, aber auch nicht ausschließen, dass die Politik sich mit einer Sportförderung weit über das erste Hilfspaket hinaus wird beschäftigen müssen. Staatshilfen im Profisport – eigentlich ein Tabu. Aber womöglich unabdingbar, um ihn über die Pandemie zu bringen. Die Politik muss eben entscheiden, ob er ihr das wert ist oder sie andere Bereiche als relevanter sieht.
Guenter.Klein@ovb.net