München – Wäre der FC Bayern eine Partei, dann hätte er bei dieser Wahl abgeräumt wie nicht einmal die CSU im Freistaate in ihren glorreichsten Zeiten. 78,5 Prozent aller von den deutschen Sportjournalisten abgegebenen Stimmen zur Ermittlung des „Fußballer des Jahres“ entfielen auf Spieler/Abgeordnete des FC Bayern München. Man könnte es auch ein Lukaschenko-Ergebnis nennen – aber garantiert ungefälscht. Denn es besteht kein Zweifel an der Dominanz des Serienmeisters im deutschen Fußball – und sie äußert sich nun eben in der traditionellen Wahl des Fachmagazins „Kicker“. Und das auch noch in einer zweiten Sparte: Hans-Dieter Flick wurde Trainer des Jahres.
Robert Lewandowski führt im amtlichen Endergebnis noch viel deutlicher als in den Torjägerlisten von Bundesliga und Champions League, auch die Plätze zwei (Thomas Müller) und drei (Joshua Kimmich) gehen an Rote, drei weitere Akteure (Goretzka, Davies, Alaba) sind unter den Top Ten – und das Überangebot an Spielern, die man aus guten Gründen hätte wählen können, führte sogar zu Härtefällen. Serge Gnabry, in etlichen Partien kaum weniger spektakulär als Lewandowski, wurde nur zweimal genannt (der Kollege 276 Mal), und Manuel Neuers Performance wurde als so selbstverständlich hingenommen, dass ihn gar nur ein einziger Sportjournalist mit seiner Stimme ehren wollte. Was zu der kuriosen Situation führt, dass der nun wieder unumstrittene Nummer-eins-Torhüter hinter seinem Rivalen Marc-Andre ter Stegen, aber auch hinter dem Drittligastürmer Sascha Mölders (von der Splitterpartei TSV 1860) und Zweitliga-Verteidiger Dennis Diekmeier landete, der für Sandhausen seine ersten beiden Tore im Profifußball erzielte.
Die Wahllokale – das muss man dazu sagen – schlossen bereits am 7. August, vor der Champions-League-Fortsetzung, vielleicht wären mit den Eindrücken vom Finale ein paar Stimmen zu Neuer umgeschichtet worden. Hansi Flick als Triple-Coach hätte womöglich noch mehr als die 223 Voten bekommen und es zur absoluten Mehrheit geschafft.
Eingeweiht in das länger feststehende Ergebnis waren die neuen Preisträger sowie Marco Reus, der Vorgänger von Lewandowski als Fußballer des Jahres. Reus’ Laudatio via Kicker: „Wer weiß, wie hart er schon sein ganzes Leben daran gearbeitet hat, der beste Spieler zu werden, der er sein kann, der kann vor seiner Leistung nur den Hut ziehen.“
Lewandowski selbst sagt, „dass die Erwartungen an mich immer höher werden und ich in jedem Jahr versuche, sie noch zu übertreffen“. 25 Tore in einer Bundesligasaison würden schon als normal gelten.
Nächste Station für Lewandowski könnte der Weltfußballer sein. „Ich sehe aktuell keinen, der es mehr verdient hätte“, meint Flick, den wiederum Lewandowski lobt: „Man kann über ihn als Mensch und Trainer nur das Beste sagen.“
Der Welt-Mensch des Jahres wird nicht gewählt, wohl aber der Welt-Trainer. Flick ist ein Kandidat dafür.