Spa-Francorchamps – Als Lewis Hamilton seinen Silberpfeil wieder mal vor dem Schild mit der Nummer eins parkte, rumpelte Sebastian Vettel noch auf den letzten Metern mit seinem lahmen Ferrari über die Strecke. „Man kann viel Erkenntnis mitnehmen, aber die ist nicht positiv“, sagte der viermalige Weltmeister am Sonntag nach dem Großen Preis von Belgien. Platz 13, mehr war nicht drin. „Alle Schwächen kamen zum Vorschein“, meinte Vettel.
Nach einem weiteren Fiasko reist die Scuderia ratlos und hilflos zurück zu den Italien-Wochen der Formel 1 mit dem Rennen in Monza und dem 1000. Grand Prix von Ferrari, bei dem Hamilton nun die Siegrekordmarke von Michael Schumacher einstellen kann. „Ich bin 35, fast 36, aber ich fühle mich besser als je zuvor“, sagte der Brite. Die Machtdemonstration von Spa im weiterhin schwarz lackierten Mercedes war Hamiltons 89. Sieg. Schumacher kam in seiner Karriere auf 91. Hamilton setzte auch auf der Ardennen-Achterbahn seinen Triumphzug unaufhaltsam mit dem fünften Sieg im siebten Saisonrennen fort.
Ex-Herausforderer Ferrari wird ihn kaum ausbremsen, die Scuderia ist zum Hinterbänkler-Team degradiert. Vettels Teamkollege Charles Leclerc wurde 14. Auf Hamilton fehlte den beiden Ferraris weit über eine Minute. „Es wäre schön, wenn wir den Stein der Weisen finden, aber der liegt nicht irgendwo“, sagte Vettel.“ Statt Mitleid gibt es von der Konkurrenz Kritik. „Das ist nicht gut für die Formel 1 anzuschauen, wo die rumfahren“, sagte Mercedes-Chef Toto Wolff.
Hamilton verwies seinen chancenlosen Teamkollegen Valtteri Bottas aus Finnland und Red-Bull-Mann Max Verstappen aus den Niederlanden auf die Plätze zwei und drei. Auch ein Re-Start nach einem heftigen Unfall, den Antonio Giovinazzi und George Russell im Gegensatz zu ihren Willams- und Alfa-Romeo-Rennwagen unbeschadet überstanden, störte Hamilton nicht. Er kontrollierte jederzeit das Geschehen und fuhr wie schon zwei Wochen zuvor in Barcelona in einer eigenen Liga.
Ergriffen hatte er seine 93. Pole am Samstag dem gestorbenen Schauspieler Chadwick Boseman gewidmet, ergriffen gedachte er wie alle anderem vor dem Start am Sonntag bei einer Schweigeminute dem vor einem Jahr bei einem Formel-2-Rennen tödlich verunglückten Anthoine Hubert. Als es losging, schaltetet Hamilton in den Perfektions-Modus und machte den Grand Prix durch seine gnadenlose Überlegenheit zu einem ungewohnten Gähn-Rennen. „Es war ziemlich langweilig“, konstatierte Verstappen. Für ein bisschen Aufregung sorgte bei Mercedes nur Bottas, der zehn Runden vor dem Ende zeitweilig über ein Taubheitsgefühl in einem Bein klagte. Die Sache gab sich glücklicherweise.
Und sonst? Zumindest Leclerc hatte am Start noch hoffen dürfen und kämpfte sich am Ort seines ersten Formel-1-Sieges vor einem Jahr in der ersten Runde sechs Plätze nach vorne. Doch die Hoffnung war schnell dahin. Der schwache Motor der Ferrari war auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke hoffnungslos unterlegen, Nach einem weiteren Boxenstopp war Leclerc zeitweilig sogar Letzter und kämpfte sich dann hinter Vettel auf Platz 14. dpa