Windischgarsten – 2019 war er bereits mit einem Bein beim VfB Stuttgart, im Frühjahr 2020 buhlten der 1. FC Köln und 1899 Hoffenheim um ihn. Niklas Lang, 18, hätte schon mit 17 den Sprung zu einem Bundesligisten schaffen können, doch der junge Starnberger widerstand der Versuchung und möchte sich erst mal im eigenen Verein nach vorne arbeiten. Dass er das Zeug dazu hat und mittelfristig einen gestandenen Innenverteidiger wie Aaron Berzel (28, zu Türkgücü) ersetzen könnte – daran zweifelt keiner. Nicht die Löwen-Bosse, die mit dem Talent bis 2022 verlängerten, nicht Langs persönliches Umfeld – und auch er selber nicht.
Niklas, eine Ihrer Stärken ist, sich in Gegenspieler „reinzubeißen“, wie das einer Ihrer Mentoren ausdrückt. Ist das nächste Ziel, sich im Drittligakader der Löwen festzubeißen?
Wenn du im Fußball die Chance hast, dann musst du sie im Endeffekt nutzen. Als junger Spieler ist es nicht einfach, in so eine Mannschaft reinzukommen, das geht in erster Linie über Leistung.
Wie stufen Sie selber Ihre Chancen ein?
Im Endeffekt sind wir fünf Leute, die die Innenverteidiger-Position spielen können: Vino, Erde, Molli, Semi (übersetzt: Daniel Wein, Dennis Erdmann, Quirin Moll, Semi Belkahia/Red.) – und ich. Für mich geht es vorerst nicht darum, Stammelf zu spielen. Ich bin ja erst 18 Jahre alt. Es geht eher darum, von den älteren Spielern zu lernen und aus den Trainingseinheiten was mitzunehmen.
Bisher lief das ja durchaus vielversprechend. In den Tests gegen Bayreuth und Regensburg standen Sie jeweils in der Startelf und blieben 90 bzw. 80 Minuten auf dem Platz.
Es ist schon schön, wenn dir der Trainer Spielzeit gibt. Die Spiele waren auch ganz ordentlich von mir, muss ich sagen: Klar: Es gibt immer was, das du verbessern kannst, aber im Großen und Ganzen hat es gepasst, denke ich.
Kommt Ihnen zugute, dass es kein Neuland für Sie ist, Profiluft zu schnuppern? Das machen Sie ja schon seit einem Jahr.
Neuland ist es nicht. Ich hab schon bei Daniel Bierofka in der Vorbereitung Spiele gemacht, dann das Jahr mittrainiert und bei uns bei der U 21 gespielt. Klar: Im Vergleich zur U 21 ist es noch mal ein anderes Niveau – schneller. Ein Unterschied ist es schon, aber kein Neuland.
Wie würden Sie selber Ihre Stärken beschreiben?
Ich denke, dass ich im Defensivverhalten relativ stark bin. Auch, was die Schnelligkeit angeht, wodurch ich viele Sachen noch mal wegmachen könnte. Ich denke auch, dass ich trotz meiner Größe relativ gut bin im Kopfballspiel. Luft nach oben gibt es sicher noch im Spielaufbau und Stellungsspiel, da hab ich immer noch Fehler drin.
Würden Sie zustimmen, dass Sie Daniel Wein ähneln? Ähnliche Statur, ähnliche Spielweise . . .
Ja, schon ähnlich. Der Unterschied ist, dass der Vino mehr übers Stellungsspiel kommt. Der steht meistens richtig gut. Ich komme wie gesagt eher über die Schnelligkeit hinten raus. Aber sonst: ähnlich auf jeden Fall.
Ist er ein Idol? Orientieren Sie sich an ihm?
Idol nicht, ich schaue mir im Endeffekt viele Innenverteidiger an, die auf Topniveau spielen. Ich glaub, das macht jeder. Größtenteils schaue ich aber auf mich selber.
Andere Kinder, die am See aufwachsen, segeln oder surfen. Für Sie soll es von Anfang an nur Fußball gegeben haben.
Schon als Dreijähriger hab ich bei uns im Dorf gespielt (in Perchting). Auch über meinen Vater, der am Anfang mein Trainer war. Dann bin ich zu Starnberg. Da kam auch viel über die Familie, absolut. Mein Vater hat früher selber Fußball gespielt, meine Mutter und mein Vater waren in der Leichtathletik. Ich war also schon immer im Sport drin, kam aber von Anfang an Richtung Fußball.
Bei 1860 bietet sich nun die Profi-Chance. Was sprach dagegen, sie schon 2019 beim VfB zu suchen?
Letztes Jahr im Sommer gab’s eben dieses Angebot aus Stuttgart. Im Endeffekt bin ich 1860 sehr dankbar, dass sie mir danach noch mal die Chance gegeben haben – und dann gleich so eine richtig gute Chance. Das konnte ich so nicht erwarten und war top im Endeffekt.
Hört sich an, als wären Sie hin- und hergerissen gewesen.
Es war schwierig, weil ich mich in München und auch bei 1860 sehr wohlgefühlt habe. Dann war eben die Frage, ob ich’s mache oder nicht. Klar: Es wäre mit Internat gewesen, aber ich wäre auf jeden Fall raus gewesen . . . Für mich war das ein schwieriges Thema. Am Ende haben sich die Verantwortlichen hier auch sehr um mich bemüht.
Weil 1860 das überzeugendste Jugendkonzept hat? Bei kaum einem anderen Verein können Talente so schnell im Profikader ankommen.
Man sieht ja, dass es funktioniert. Dennis (Dressel) ist letzte Saison total aufgegangen, auch Fabi Greilinger oder Noel Niemann. Da gibt es viele, die, wenn auf sie gesetzt wird, sich in die Mannschaft gespielt haben. Dieses Jahr sieht man es auch richtig brutal. Die Durchlässigkeit ist natürlich schon super hier.
Den Vertrag haben Sie aber nicht nur aus Dankbarkeit unterschrieben . . .
Nein, absolut nicht. Ich seh’ mich schon auch hier. Ich hab hier super Möglichkeiten und fühl’ mich einfach in dem Verein zu Hause. Deswegen bin ich froh, hier zu sein.
Bleibt noch die Frage nach den persönliche Zielen?
Ein paar Spiele würde ich gerne machen. Ich war ja letztes Jahr in Münster dabei, das war ein Riesenerlebnis.
Interview: Uli Kellner