Orlando – Der US-Sport ist nach der Pause aus Protest gegen Rassismus und Polizeigewalt wieder aktiv, insbesondere unter den NBA-Profis aber weiterhin sensibel wie wohl nie zuvor. „Das ist größer als Basketball“, sagte Star-Spieler Giannis Antetokounmpo nach dem Sieg der Milwaukee Bucks gegen die Orlando Magic und dem Einzug ins Halbfinale der Eastern Conference am Samstag. „Es wird Spiele geben in denen du 30, 35, 50 oder wie viele Punkte auch immer machen wirst und du wirst dich daran erinnern. So, wie wir uns gefühlt haben, daran werden wir für den Rest unseres Lebens erinnern“, sagte er über die Stunden in der Kabine am Mittwoch.
Als erste US-Profimannschaft hatten die Bucks da ein Playoff-Spiel boykottiert und damit eine beispiellose Welle an Solidarität ausgelöst. Aus der WNBA (Frauen-Basketball), MLS (Fußball), MLB (Baseball) hatten sich Teams und Spieler angeschlossen, Teams aus der NFL (American Football) verzichteten auf ihr Training und selbst das Tennis-Masters in New York spielte einen Tag lang gar nicht. „Das ist groß. Das ist stark“, sagte Antetokounmpo. „Andere Sportler und Mannschaften aus anderen Ligen das gleiche machen zu sehen ist kraftvoll und zeigt, dass wir das Richtige getan haben“. Am Samstag ging es überall weiter.
Die Bucks hatten stundenlang in der Kabine gesessen und unter anderem mit der Familie von Jacob Blake telefoniert. Der 29 Jahre alte Blake war vor einer Woche in Kenosha von der Polizei sieben Mal in den Rücken geschossen worden.
Die NHL hatte sich am Donnerstag mit einem Tag Verzögerung dem Protest angeschlossen. Die Profis begründeten dies in einer eindrucksvollen Pressekonferenz damit, dass sie von den Entwicklungen überrascht worden seien und sich erst austauschen wollten. Dass die von weißen Profis dominierte National Hockey League sich dann ebenfalls dazu entschloss, am Donnerstag und Freitag auf die Playoffs zu verzichten, war als weiteres starkes Zeichen empfunden worden.
Zu einer der markantesten Stimmen in der Protestbewegung ist Superstar LeBron James geworden. „Wir, schwarze Männer, schwarze Frauen, schwarze Kinder: Wir haben Angst in Amerika“, sagte er vor dem Einzug seiner L. A. Lakers ins Play-off-Halbfinale in der Nacht zum Sonntag. „Wir wissen nicht, ob ein Polizist mit dem richtigen oder falschen Fuß aufgestanden ist, wenn er das Haus verlässt, ob er wütend ist. Oder ob er vielleicht sagt: Heute endet das Leben eines Schwarzen.“ dpa/sid