Stuttgart – Natürlich war es der Bundestrainer, der zehn Monate nach dem letzten Treffen der Nationalmannschaft als Erster am DFB-Quartier in Stuttgart eintraf. Um 10.28 Uhr schlenderte Joachim Löw im schwarzen Rollkragenpullover ins Wald-Hotel und startete somit die Vorbereitung auf die Nations-League-Spiele gegen Spanien (Donnerstag, 20.45 Uhr, ZDF) und die Schweiz (Sonntag, 20.45 Uhr, ZDF).
Bis 12.30 Uhr mussten alle Spieler eingetroffen sein. „Sie können sich alle vorstellen, dass wir uns unglaublich freuen, dass auch wir wieder eingreifen können“, ließ Löw beim Eintreffen wissen. Die Pünktlichkeit des Bundestrainers erinnerte an die Zeit vor der Corona-Pandemie, der Rest unterscheidet sich deutlich. Corona-Tests, Zimmer-Quarantäne, Zuschauer-Verbot – unsere Zeitung erklärt Löws Corona-Comeback.
Am Hoteleingang tummelte sich nur ein Dutzend Fans. Vorsichtshalber patrouillierte die Polizei in den engen Straßen entlang des Hotels. Schon beim Check-in war also alles anders für den Bundestrainer und seine Schützlinge. Statt des geliebten Espresso an der Hotelbar musste sich Löw – wie auch sämtliche Spieler und Mitglieder des DFB-Tross – erst einmal einem Corona-Test unterziehen. Danach ging es für alle Beteiligten umgehend auf ihre Hotelzimmer und es hieß: warten. Erst nach einem negativen Testergebnis durften die Nationalspieler ihre Zimmer verlassen und es war Gruppenkontakt erlaubt.
So richtig kamen die Nationalspieler zum ersten Mal bei der abendlichen Trainingseinheit in Kontakt. Die fand kurzfristig im ADM-Sportpark des Oberligisten Stuttgarter Kickers statt, weil der Rasen im GAZI-Stadion den Ansprüchen des Bundestrainers nicht genügte. Nicht dabei waren neben den Münchnern Manuel Neuer, Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Serge Gnabry auch die Leipziger Lukas Klostermann und Marcel Halstenberg. Wegen des voll gepackten Terminkalenders legen Löw und sein Trainerteam schon jetzt großen Wert auf die individuelle Trainingssteuerung. „Da müssen wir vorausschauend handeln“, begründete Löw die Schonzeit für die Stammkräfte.
Verzichten muss er bei dieser Länderspiel-Periode nicht nur auf Leistungsträger – sondern auch auf Fans. Gerne hätte der DFB in Stuttgart zumindest 500 „systemrelevanten Menschen“ wie Pfleger oder Ärzte, den Zutritt in die Mercedes-Benz-Arena ermöglicht, doch die Politik blieb hart. Für DFB-Direktor Oliver Bierhoff ist es trotzdem eine Erleichterung, dass nun auch bei der Nationalmannschaft einfach wieder der Ball rollt. „Wenn wir keine Länderspiele haben, bedeutet dies natürlich einen unglaublichen wirtschaftlichen Verlust für den DFB“, sprach Bierhoff in der ARD Klartext.
Jetzt liegt es an Löw und seinem Team, mit anständigen Ergebnissen zumindest sportlich wieder für Normalität zu sorgen.